Das Fremdbild

Nein, nicht selber gemalt. Ich kann mich diesbezüglich nicht rühmen. Aber das Bild berührt mich. Es war original mein Geburtstagsgeschenk. Eine Woche später bewegt es mich mehr als zuvor. Denn das Bild erinnert mich an den Nachtschwärmer. Ich weile zwar inmitten eines weitläufigen Neubaugebietes, dennoch bin ich alleine.

Das Bild repräsentiert das Scheitern eines Strebens nach Glück. Ein abgekämpfter, gleichgültiger, fader Blick; ein unendliches Starren auf eine unattraktive Fassade gegenüber, die keine Aufregung oder Sinnerfüllung verheisst. Egal was gegenüber ist, ich könnte es nicht erkennen, weil ich bin zu sehr vertunnelt und versunken.

Rechts die mittlerweile aufgegebene Zigarette, links einen Handgriff entfernt mit der Welt vernetzt, lauernd, irgendwas erwartend, was aber nie eingetroffen ist. Stattdessen versumpfte ich damals in Olten, erwachte in Olten, ernährte mich mit Döner und Bier, das klassische Junggesellenleben.

Die Kunst erzieht nicht bloss den Künstler, sondern auch das Publikum. Das Bild ermahnt mich, wachsam zu bleiben, das Glück nicht zu vernachlässigen, nicht sich zu verzetteln, nicht alles zu vergessen. Auch dagegen zu halten, wenn jemand oder etwas das Glück bedroht, mich zu wehren und nicht einfach zu kapitulieren.