Das liebe Geld

Ich weiss nicht, wann und wie ich mich besser fühlte. Mit mehr oder weniger Geld? Ich habe mittlerweile einigermassen Geld. Aber dennoch bin meistens ziemlich prekär. Natürlich verjuble ich vieles. Ich spare gewiss; aber meine Quote ist gering. Die Sparquote korreliert mit der Lebensfreude. Eine hohe Sparquote symbolisiert beispielsweise eine latente Zukunftsangst. Als Futurist fürchte ich weder Vergangenheit noch Zukunft. Also verausgabe ich mich hier und jetzt.

dbe-wenig-geld

Gewiss ist meine Situation auch nicht so prekär, dass ich sofort verhungern müsste. Ich konnte mir eine neue Jacke, ein frisches Hemd, einige Hosen problemlos leisten. Ich muss deswegen nicht betteln oder darben oder sonstwie mich einschränken-peinigen. Allerdings endet der Monat nicht mit einem markanten Überschuss, den ich grosszügig übers Portfolio verteilen könnte.

Das ärgert mich. Ich kann zwar alles irgendwie begründen. Ich kann meine gestiegenen Fixkosten (kalte und warme Miete) beklagen. Ich kann meine überteuerte business school bedauern. Ich kann meinen ausschweifenden Alkoholkonsum bereuen, der in berühmten Muschishot Lokalrunden zusätzlich mich belastet. Auch wenn ich diese Ausgaben dereinst kürzen könnte, ich wäre gleich blank. Ich würde mein Geld bloss anders verschwenden. Vermutlich für schicke Anzüge.

dbe-geld-za%cc%88hlen

Ebenso könnte ich meine Situation, weil mein Verhalten nicht bessern, wenn ich plötzlich noch mehr Geld monatlich erhalte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich demnächst bedeutend mehr Geld verdienen werde. Es sind gewiss keine fünfzig Millionen. Zumindest vorerst nicht. Vermutlich brauche ich jemanden, der mich ein wenig mässigt. Nicht massregelt! Aber ein wenig beruhigt. Denn mein exzessives Verhalten ist total; so auch finanziell.

dbe-viel-geld

Ich habe in meiner persönliche Situation derzeit keine Notwendigkeit, mich zu ändern. Ich muss mein Verhalten nicht anpassen. Meine persönliche Existenz ist gesichert. Mein relativ abhängiges Umfeld ist ebenfalls vorfinanziert. Niemand muss bangen. Niemand muss sich meinetwegen sorgen. Ich habe einfach keine 100’000 CHF liquide. Ich habe keine Sicherheiten, die mich über Monate retten könnten. Das kann einen verängstigen. Aber mich nicht.

One thought on “Das liebe Geld

  1. […] Die Lieblingszielgruppe aller Blofelds. Ein überdurchschnittliches Einkommen, das verschleudert werden will. Die Redaktion repräsentiert die Zielgruppe wohl bestens; abgesehen vom […]

Comments are closed.