Das NEON Magazin

Im  grossen deutschen Land feiert sich die aufgeklärte studentische Subkultur. Sie isst vorzugsweise vegetarisch, mindestens aber gesund und bewusst. Sie verpönt Atomenergie. Sie ist sexualisiert; Tinder und so. Sie reist, pilgert und versteht. Sie ist cool, sie hört zeitgenössische Musik. Sie lebt in grossen Städten (Hamburg!). Und sie liest NEON.

Gemäss Wikipedia fokussiert die Zeitschrift «Menschen zwischen 20 und 35 Jahren mit hohem Bildungsstand und überdurchschnittlichem Einkommen». Die Lieblingszielgruppe aller Blofelds. Ein überdurchschnittliches Einkommen, das verschleudert werden will. Die Redaktion repräsentiert die Zielgruppe wohl bestens; abgesehen vom Einkommen.

Ich scrolle durch die Beiträge, ich blättere durchs physische Heft. Die aktuelle Ausgabe poltert beispielsweise «Gib alles für die Liebe». Ein sehniger Beitrag, der an Wir können uns nicht verlieben oder an Ohne Liebe kein Leben erinnert. Ich fühle mich aber nicht inspirierter. Auch die übrigen Beiträge bannen mich nicht. Irgendwie ist’s so la la.

Vermutlich kann ich mich nicht anfreunden, weil ich mich nicht mit der angestrebten Zielgruppe identifiziere. Ich entstamme nicht diesem Milieu. Ich lebe in Olten. Wir haben hier keine homogene Schicht, die das junge, gebildete und einkommensstarke Leben zelebriert. Wir haben keine solche Subkultur; wir haben bloss das Coq d’or, das Vario und das Galicia.

So schliesse ich nun die Webseite, ich entsorge das Heftchen. Ich bin weder deutsch noch in einer grossen Weltstadt lebend. Ich interessiere mich weder fürs gesunde Leben, für zeitgenössische Musik, für hippe Ausgehtipps in irgendwelchen osteuropäischen Grossstädten noch für den Exodus türkischer «Intellektuelle» seit Erdogan.


Eine Antwort zu «Das NEON Magazin»

  1. […] kann das NEON konsultieren, mit Freunden am Katerfrühstück in selbstgebastelten Bars die gestrigen Bekanntschaften […]

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