Mein grosszügiger Strassenkredit

Ich geniesse gewisse Glaubwürdigkeit auf Oltens Strassen. Wenn man mich bloss “sieht”, könnte man nicht vermuten, wie abgefuckt ich war und bin. Ich wirke einigermassen beherrscht und seriös, einigermassen kontrolliert. Aber ich grüsse SVP-Politiker, FDP-Sympathisanten, Albaner-Mafioso, Punk-Junkies und Sex-Nutten gleichwertig. Ich bin zwar kein Stadtoriginal, aber ich bin exzentrisch, auffallend und natürlich umstritten.

Die wirklich Abgefuckten, deren Lebensläufe wirklich derber sind als der meine, respektieren und akzeptieren mich. Weil ich kein Schnösel bin. Weil ich weiss, was Armut bedeutet. Weil ich spüre, was Leere und Entfremdung sind. Weil ich die Härte kenne. Weil ich demütig bin. Mich nicht überhöhe. Und weil ich niemanden verachte oder verurteile. Ich befürworte jeden Lebensentwurf. Bürgerlich, antibürgerlich. Ich bin flexibel.

Und das alles wiederum macht mich authentisch. Ich verfremde mich nicht selber. Ich bin einfach. Ich spiele nicht. Ich bin einfach. Ich bin leidenschaftlich. Ich bin entschlossen. Ich bin zuweilen grössenwahnsinnig. Ich bin zuweilen grosszügig. Ich lebe. Ich bin enthemmt. Ich schone nichts. Ich riskiere alles. Ich verliere alles. Ich kann jederzeit mein Leben vernichten. Das macht mich sympathisch für alle jene, die bereits beendet sind. 

One thought on “Mein grosszügiger Strassenkredit

  1. […] weil ich mich nicht mit der angestrebten Zielgruppe identifiziere. Ich entstamme nicht diesem Milieu. Ich lebe in Olten. Wir haben hier keine homogene Schicht, die das junge, gebildete und […]

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