Ich gestehe, ich hatte in meinem Leben Sex. Sex mit dem anderen Geschlecht. Ich habe Sexualität erfahren. Trotzdem habe ich nichts verstanden. Ich gestehe nämlich, dass ich bis heute die weibliche Sexualität nicht enträtseln kann. Ich verstehe sie nicht. Ich will also mal mustern.
Frauen überfordern mich sexuell. Permanent. Der feuchte Traum eines jeden Mannes, einige Zwillingsschwestern zu beglücken, wäre mein schlimmster Albtraum. Zwei Frauen gleichzeitig? Niemals! Eine genügt, denn ich kann nicht einmal eine verstehen. Das verantwortet nicht mein schrumpeliger Schwanz; daran scheitert es nicht.
Es misslingt, weil ich jede Frau wieder from scratch verstehen muss. Ich kann nicht auf meine Erfahrungen zurückgreifen. Ich kann keine Muster bilden. Frauen sind ohne Muster in ihrer Sexualität. Die Gesellschaft ist ob der weiblichen Sexualität verunsichert. Deswegen haben wir Männer die Frauen auch verteufelt oder versklavt und fürchten sie weiterhin.
Wäre ich ein Diktator, ich würde die Frauen sofort ausschaffen. Ich würde bloss hungrige Männer züchten, die im Gleichschritt marschieren, mit willig-fähigen Liebesdiener einigermassen sedieren, mit Glücksdrogen entspannen und mit Panzerschokolade fürs Gefecht, für die grosse Entscheidungsschlacht anfeuern.
Um die weibliche Sexualität zu vermessen, verlässt mich meine Sprache. Ein solches Projekt könnte niemals enden. Ich müsste alle Kontinente besuchen; ich müsste mit unzähligen Frauen Intimitäten etablieren. Ich würde mit sechzig, als meine Männlichkeit langsam erlischt, anerkennen, dass ich nichts verstanden habe.
Ich kann jetzt mit dreissig allmählich resümieren, dass ich niemals verstehen werde. Immerhin. Denn ich beanspruche nicht, dass ich jemals das Geheimnis entschlüsseln werde. Ich werde niemals einen Universalübersetzer erlangen, der mir alle Frauen sexuell öffnet. Leider. Ohne dass man den weiblichen Körper künstlich erweitert, verbessert.
Manche Frauen erregt es, wenn sie einen Schwanz verschlucken können. Man muss sie weder küssen noch berühren. Man muss nichts sagen. Sie wollen einfach einen Schwanz lutschen, dann sind sie aktiviert, dann werden sie hungrig. Dann wollen sie einen spüren. Erst dann können sie empfangen.
Andere Frauen lieben es, wenn sie einfach verführen können. Wenn sie ihren Körper vorführen können. Wenn sie beobachten können, wie der Mann sich regt. Sie erwarten Komplimente, sie erwarten Küsse, die sie aber nicht erwidern. Sie wollen den Mann bloss schmachtend wissen. Das erhitzt sie.
Andere Frauen wollen stets geleckt werden. Jede sexuelle Handlung beginnt mit einem Cunnilingus. Ohne diese Hingabe verweigern sie alles. Sie können auch nur so stimuliert werden. Bloss die Klitoris mit der Rechten oder Linken zu stimulieren, wollen und können sie nicht; sie wollen deine Zunge, bloss deine Zunge.
Ich schreibe ja nur übers Vorspiel. Das alleine ist eine Kunst. Der eigentliche Akt verkompliziert alles. Welche Stellung bevorzugt deine Frau? Nach Monaten ahnt man es. Manche Frauen kommunizieren, sie äussern ihre Bedürfnisse. Andere Frauen wollen aber herausgefordert werden. Sie erwarten, dass man testet.
Du kannst lebenslänglich experimentieren und wirst vermutlich nie die Stellung zufällig treffen, die eben deine Frau liebt. Entweder, weil sie selber nicht weiss, welche sie mag, oder weil du irgendwann zu routiniert bist und dich damit abtust, dass der Sex irgendwie ganz in Ordnung sei, weil niemand mehr sich beklagt.
Wir können so rasch getäuscht werden. Nicht bloss mit vorgetäuschten Orgasmen. Wiederum ein unendliches Thema. Ich fordere seit langem eine Art Statusanzeige, ein Lämpchen wie bei fortschrittlichen Buildprozessen in zeitgemässen IT-Abteilungen, welche einen erfolgreichen Orgasmus signalisiert.
Zurück zum Akt. Was mag deine Frau? Abgesehen von der Stellung. Wie mag sie die Penetration? Tief? Langsam? Schnell? Oberflächlich? Rhythmisch oder nervös? Oder musst du abwechseln? Spielst du progressiven Rock, änderst stets deinen Takt, deine Intensität? Ich kenne Frauen, die brauchen Beständigkeit. Andere das Gegenteil.
Andere wiederum verabscheuen den eigentlichen Akt. Sie mögen das Zuvor und Danach. Aber weil die Gesellschaft sie zwingt, fügen sie sich. Diese Frauen kannst du nicht fickend befriedigen. Das ist zwecklos; du vergeudest jede Mühe. Diese Frauen fühlen sich erfüllt-besänftigt, wenn du beispielsweise bloss zuguckst, wie ein Vibrator dich ersetzt.
Es ist kompliziert. Du kannst nichts wiederholen. Du hast zwar trainiert, jahrelang geübt, sicherlich schon mit etlichen Frauen geschlafen. Doch es überrascht dich immer wieder. Kannst du den Akt einigermassen meistern, dann verzweifelst du, wie du ihn angemessen abschliessen sollst.
Und auch hier wieder trennen sich die Geschmäcker. Du kannst nicht einfach ein Muster übernehmen, das du vermutlich einmal intensiv angewandt hattest, das dort bei der einen, spezifischen Frau eine gewisse Befriedigung verursachte. Du betrittst hier wahrlich unentdecktes Land. Du bist ein Forscher in den unendlichen Weiten des Alls.
Manche Frauen mögen es, wenn du ihren Arsch besamst. Andere mögen es, wenn du in ein Nastüchlein wichst. Andere mögen deinen Lebenssaft in ihrem Mund. Andere wollen ihn in ihrer Vagina aufsaugen. Andere scheuen überhaupt Sperma; sie hassen den männlichen Erguss. Doch wir sprechen hier bloss über deinen Abschluss.
Wie beendest du also deinen Sex? Ich versuche, das Ende stets hinauszuzögern. Doch irgendwann scheitere ich, weil ich mich übernehme. Was dann? Wie dann verfahren? Welche Anleitung soll ich befolgen? Welches Muster soll ich anwenden? Ich habe keine Ahnung. Manche Frauen können kundgeben, andere werden dich auffordern.
Anderen ist es auch wirklich egal, wie du aufhörst. Anderen, wie du abspritzst. Ob man das Ende des Aktes zelebriert oder nicht, ist noch das eine. Das andere aber, was mich beschäftigt, ist, wie es danach weitergeht. Musst du sprechen? Musst du kuscheln? Musst du eine rauchen?
Gewisse fragen sich nach der Mutter. Andere wollen bloss paffen. Andere ein Bier, andere kuscheln. Andere alles wiederholen. Auch hier riskierst du, dass du dich vertust. Du musst deine Frau kennenlernen. Doch du musst das Thema ansprechen. Einige wollen, andere können nicht, andere wiederum wollen nicht.
Also, meine Herren, was lernen wir? Dass wir nicht zu lernen verlernen sollten. Wir werden niemals uns einreden können, dass wir wüssten, wie es funktioniere. Jede neue Frau überfordert uns aufs Neue. Aber wir könnten uns jederzeit irren; wir zehren von Annahmen, von fiesen impliziten Annahmen.
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