Was machen wir mit den sexuell Frustrierten?

Gesellschaft, wir haben ein Problem. Wir haben so viele Menschen, die sexuell frustriert und nicht mehr liebensfähig sind. Diese Menschen verbittern und verursachen letztlich Kosten im Gesundheitswesen. Wie können wir das lindern? Wie können wir diesen Menschen helfen? Wie können wir wieder “glücklich” sein?

Zunächst müssen wir aber das Problem anerkennen. Wir müssen das Problem analysieren. In meinem Beruf bin ich trainiert wie konditioniert, immer zunächst die Ursachen zu untersuchen anstatt Symptome zu bekämpfen. Typischerweise zeichne in solchen Situationen ein Ursachen-Wirkungs-Diagramm. Denn ein Problem stammt meistens von mehreren, verschachtelten und vererbten Ursachen.

Theoretisch. Aber ich erlaube mir hier und jetzt, da ich nicht beanspruche, die Welt zu verändern oder gar zu retten, eine plakative Lösung. Der Staat muss Liebesdiener engagieren. Diese Frauen könnten wir importieren. Wir bezahlen sie ordentlich, wir finanzieren eine Grundausbildung ihres Heimatdorfes. Wir garantieren ein Überleben und integrieren sie langsam. Doch zunächst müssen sie ihre Liebesdienste für maximal fünf Jahren verrichten.

Wir platzieren 100’000 Frauen. Diese darf man mittels einer mobilen Applikation buchen und für eine gewisse Dauer reservieren. Maximal zwei Wochen. Diese Frauen dürfen empfangen, also geschwängert werden. Diese Frauen dürfen aber auch “nur” ausgeführt und eingekleidet werden. Sie müssen einfach bedingungslos lieben. Sie müssen einfach ein Gefühl der Geborgenheit, des Begehrtwerden und der sexuellen Akzeptanz simulieren.

Damit würden wir die komplette Prostitution vernichten, ein kompletter illegaler Markt austrocknen. Wir würden das Sehnen, diese unendliche Sehnsucht legalisieren und somit institutionalisieren. Niemand müsste mehr vereinsamen. Niemand müsste mehr sexuell verkümmern. Dann hiesse es tatsächlich everything goes und alles sei möglich. Aber das Angebot richte sich nicht bloss fürs männliche Geschlecht, sondern gleichberechtigt fürs weibliche.

Weil hier muss man für beide Geschlechter eine unbefriedigte Sehnsucht anerkennen. Frau wie Mann sind betroffen. Beim Manne ist’s einfach offensichtlicher, weil der Mann seine Sehnsucht externalisiert. Ich kenne viele Frauen, die voller Sehnsüchte sind. Diese Sehnsüchte können sie bloss im Ausland erfüllen; auf Reisen. Dort fühlen sie sich befreit. Aber im Alltag sind der Liebe unfähig. Sie zerfressen sich langsam, sie verlieren ihre Fruchtbarkeit.

Mit dieser Massnahme könnten wir viele Herzen trösten. Wir könnte die Gesellschaft beruhigen. Wir könnten weitere Industrien erübrigen; die gesamte Partnervermittlungsindustrie, die gesamte Ausgehindustrie, alle diese sogenannten Aufrisslokale wären nutzlos, weil sinnlos. Eine schöne neue Welt wäre angebrochen. Houellebecq skizzierte die Plattform, ich die Endlösung.

4 thoughts on “Was machen wir mit den sexuell Frustrierten?

  1. […] in anderen Szenen und kann solche Aussagen nicht pauschal stützen. Ich behaupte, wir sind alle frustriert und […]

  2. […] möchte die radikalisierte Variante der staatlich organisierten Liebesdiener entschärfen. Ich möchte entwerfen, wie man schnell und […]

  3. […] indem die Sekte Botschafterin in die Städte schickt, die Orgien veranstalten. Privat organisierte Liebesdienerinnen quasi. Sie verplakatieren Wände mit Sprüche, die von Goebbels stammen könnten. Blosse Sprüche […]

  4. […] Rücksichtslos, egoistisch. Und ganz faustisch bloss mit dem eigenen Werk, mit dem eigenen Schaffen verheiratet. Eine unheimliche Entschlossenheit. Der klassische Teufelspakt. Ein Leben ohne Liebe, nun denn. Ich hatte technisch bereits genügend Liebe, ich hatte technisch bereits genügend Sex. Mein Leben kann in dieser Hinsicht durchaus enden. Ich müsste nichts bedauern. Ich müsste keinen verfallenen Optionen nachtrauern. Ich bin abgeklärter. Vermutlich abgeklärter als alle die Einsamen. […]

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