Wer reist, ist rastlos. Das Reisen leert die Gedanken. Man hetzt, fährt durch Landschaften. Man berieselt und bereizt sich. Man ist wo, ist bald aber wo anders. Man muss sich nicht quälen, wer man ist und wieso man hier ist. Schliesslich reist man. Man irrt durch Strassen, man schlendert durch unbekannte Städte. Das Reisen entspannt mich. Ich habe Geld, ich habe Möglichkeiten. Ich muss keinen Plan haben. Ich denke bis zum nächsten Halt. Ich studiere Landschaften, ich beobachte Menschen. Ich trinke Wasser.
Demgegenüber fühle ich mich an einem einzigen Ort gefangen. Wer bin ich und wieso bin ich hier? Ich grüble, aber ich kann mich nicht entscheiden. Ich bin hier, weil ich offenbar Ferien «verdient» habe. Ich habe Geld gehäuft, das mir eine Auszeit finanziert. Wer stets am selben Ort weilt, muss sich zwangsläufig mit sich selber auseinandersetzen. Er kann sich nicht durchs Reisen, durchs Hasten und Rasen zerstreuen.
Eine Woche lang wirklich stationär zu sein, überlebe ich bloss mit Alkohol oder Gesellschaft. Wenn ich alleine bin, falle ich auf mich selber zurück. Ich verderbe damit mir mein Gemüt. Ich versprühe dann Melancholie; und ich bin dann kein Party-Rave-Dave. Das schmerzt. Ich bin dann übernachdenklich. Ich brauche einen sicheren Hafen. Ich brauche gewisse Strukturen. Das Reisen an und für sich, also das sich stets Bewegen, entspricht mehr meinem Gemüt; das schafft Sicherheit durch Unsicherheit und Abwechslung.
Das nächste Mal unternehme ich einen road trip durch Italien.
Schreiben Sie einen Kommentar