Wie ihr ja wisst, will ich bald mein Comeback feiern. Nicht als Party-Dave oder Rave-the-Dave oder was auch immer. Sondern als verdorbener und depressiver Schreiberling. Was ich stets war und auch bleibe – trotz geänderter Verhältnisse, die derzeit immer mehr mich fordern und meine Prioritäten verschieben.
Diese Plattform hier genügt mir durchaus. Ich kann meiner Leserschaft Links teilen. Manche kommentieren das Geschriebenen auf privateren Kanälen. Das freut mich jeweils. Ihr seid eine kleine Leserschaft von maximal zehn Lesern gemäss Statistik. Das soll sich auch nicht ändern.
Ich bin aber erneut verführt, beim lokalen «Verleger» mich zu bewerben. Erneut. Meine letzte Bewerbung stammte ausm 2016. Glücklicherweise habe ich sie nie versendet. Denn man kann auf eine Stelle bloss einmal sich bewerben – und nicht zwei Jahre später mit einem anderen Konzept.
Ob ich diese Bewerbung jemals absenden werde, hängt von meiner Tagesform ab. Ich brauche keine Kolumnenplatz, weil ich hiermit mich ausreichend befriedigt fühle. Wenn, dann würde ich das tun, bloss um irgendwelchen hippen Grossstadt-Weibern zu gefallen. Ich könnte – als betrunken – herumposaunen und so jeden sozialen Kredit verspielen.
Das würde auch mir gefallen.
Das Konzept wäre diesmals anders. Ich möchte über meine Berufszunft schreiben. Unternehmensberater sind nicht unbedingt angesehen oder vertrauenswürdig. Bloss Handyverkäufer und Versicherungsmakler gelten als dubioser und undurchsichtiger. Der Beruf hat kaum Reputation oder Glaubwürdigkeit.
Unternehmensberater sind gefangene Kapitalisten, Statussymboljäger, unbefriedigte Narzissten, selbstherrliche Blender und verjubeln das Geld anderer. Sie verwirren mehr als sie vereinfachen. Sie sind verschworen und erkennen sich sofort. Sie haben alle dieselben Schulen besucht. Sie sind uniform und Kopfnicker. Und sie mögen schnelle Porsches.
In der Kolumne sollen weniger die gestressten, stets beschäftigten und eloquenten Männer fokussiert werden. Vielmehr soll das Absurde und Sinnlose des Geschäftsmodells kritisch gewürdigt werden. Ich möchte von Aufträgen erzählen, die unglaublich sind, weil sie sich stets wiederholen und in den grossen Zentralen der Firmen üblich sind.
Ich glaube, die Kolumne könnte auch kurzweilig unterhalten. Sie soll keine Business Class gemäss Martin Suter nachspielen. Ich möchte bloss ausm Herz des Kapitalismus› berichten. Dort, wo unsere wahre Lebenswirklichkeit sich ereignet. Dort, wo unsere Verhältnisse sich verfestigen und wo wir grösste Ohnmacht erdulden müssen.
Natürlich müsste ich alles anonymisieren. Die Firmen dürfen dabei nicht erkannt werden. Das ist Bedingung. Ich habe so viele Erklärungen unterschrieben, dass ich sie gar nicht mehr archiviere. In meinem Beruf müsste ich sehr verschwiegen sein. Mittlerweile weiss ich selber nicht einmal mehr, was ich eigentlich tue.
Ich glaube, ich wäre der bessere Martin Suter, weil ich nicht dazugehören möchte. Vermutlich muss ich aber anfänglich mich auf ihn beziehen; Referenzen schaffen, Sicherheit simulieren oder so. Das wäre niederschwelliger, das würde meine Chancen erhöhen. Und sobald mal engagiert, würde ich dann wüten.
Cool, oder?
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