Die Einflussnahme

Wir alle wollen beherrschen, beeinflussen, gestalten und formen; wir alle wollen tätig sein. Die Vorstellung, dass wir beherrscht, beeinflusst, gestaltet oder geformt werden, graust uns. Wir alle verkriechen uns zuletzt in Nischen, wo wir beherrschen dürfen, wo wir unseren bescheidenen Einfluss walten dürfen.

Der Mann ist zuhause klassisch entmannt; die Frau regiert. Sie dekoriert, kocht, putzt. Im Bett darf er gelegentlich mit Initiative überraschen, doch grundsätzlich muss er im Bett funktionieren. Hier ist der Mann blosser Ernährer; er beeinflusst nicht einmal das Konsumverhalten seiner Frau, weil auch darin die Frau Kompetenz leugnet.

Deswegen liebe ich die Technik. Die Technik verlängert meine Männlichkeit. Die Technik vergrössert meine Einflussnahme. Ich kann kontrollieren und kommandieren. Nicht verwunderlich, dass ich bei Strategie-Spielen ungeschlagen bin. Nicht verwunderlich, dass ich Drohnen besitze, grosse wie kleine. Dass ich darin Gewalt ausübe.

Mein Sendungsbewusstsein erstaunt ebenfalls nicht. Ich weiterhin besessen, dass irgendwann grossen Einfluss und grosse Reichweite erlange; zumindest im deutschsprachigen Raum. Dass ich die Menschen mit meinen Gedanken beeinflussen kann. Und wenn nicht beeinflussen, dann immerhin befremden.

Wer nicht beeinflussen kann, ist bereits tot. Und wird natürlich permanent beeinflusst, ausgenutzt, unnachgiebig verbraucht. Ich bedauere dieses Schicksal. Ich wünsche allen Menschen eine kleine Nische der Würde, auch wenn es bloss Spielzeuge oder Haustiere sind, über die man gebieten darf.


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