Ich will meinen Lebenshunger zähmen. Ich bin gierig, ich weiss. Ich trachte und sehne unendlich. Ich überspanne und überdrehe. Aber ich möchte mich wieder beruhigen. Ich möchte mich wieder aufs Wesentliche konzentrieren. Ich möchte bald meine Masterarbeit abschliessen. Ich möchte bald beruflich mich umorientieren und aufwerten. Ich möchte die Liebe intensivieren.
Seit ich lebe, überschreite ich Grenzen. Ich bin ein Grenzgänger. Ich teste und reize. Ich provoziere. Ich konnte zwar fortziehen, mich in Lostorf zeitlang niederlassen. Ich konnte dort mein Leben entschleunigen. Aber ich bin dennoch ausgebrochen. Ich habe Frau und Haus zurückgelassen. Immerhin ohne Kind. Ich möchte diese Zeit nicht verherrlichen. Ich möchte bloss anerkennen, dass diese Zeit mich beruhigte.
Ich sehne mich nach Ruhe. Ich wollte vom Sumpf Oltens fliehen. Aber es ist nicht Olten, ich bin es selber. Wo auch immer ich bin, dort muss ich mich mit mir selber auseinandersetzen. Ob in Basel, Zürich, Berlin, Warschau oder Brüssel, um mal mögliche Destinationen zu listen. Statt ich die sozialen, moralischen und finanziellen Grenzen Oltens sprenge, könnte ich ebensogut meinen Lebenshunger sublimieren.
Arbeit und Schule befreien; gesunde Ernährung sowie Bewegung gleichen aus. Das sind populäre Erkenntnisse unserer Alltagslebensschule. Ich verachte sie nicht. Ich achte sie bloss zu wenig. Ich werde vermutlich bald aufs Rauchen verzichten. Das sinnlose und exzessive Feiern werde ich einschränken. Ich möchte lieber mit guten Freunden ein Abendmahl kosten oder meine magische Liebe ausführen.
Gewiss spricht sonntags auch bloss der fette und faule und liederliche Moudi in mir. Mich tröstet, dass ich mich verändern kann. Weil ich mich stets anpassen und verändern musste. Ich habe mein Leben bereits etliche Male umgestaltet. Ich werde auch fürs kommende 2017 mich nachhaltig weiterentwickeln. 2016 werde ich als intensives Jahr erinnern und in einer grossen Retrospektive auch zu würdigen wissen.
Ich werde mich einigermassen wieder normalisieren. Ich möchte stattdessen anders ausbrechen. Kleine Simulationen oder echte Sublimation. Mir einen Rahmen schaffen, wo ich Andersartigkeit, Grenzgängertum spüren kann. Ich erträume mir eine Art Rollenspiel, wo ich als ich fies-fette Ratte durchs Labyrinth taumle. Wo sich Türen öffnen, die mir einen gewissen Wahnsinn erlauben.
Aber alles kontrolliert. Ich mag zwar ein normales Leben, aber genausogut mag ich es intensiv. Ich möchte mich nicht komplett zähmen oder kastrieren. Ich möchte weiterhin meine Rollen spielen. Ich möchte gelegentlich dumm schwatzen, diesen kleinen Blog betreiben, mich für die politische und soziale Welt interessieren, meine Liebe verfeinern, beruflich aufsteigen. Meine Bedürfnisse sind bescheiden.
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