Der schicke Deutsche

Ich liebe deutsche Männer. Sexuell natürlich nicht. Sexuell bin ich klassisch. Ich bevorzuge Frauen, die schweizerdeutsch sprechen können. Egal welchen Dialekt. Ich mag die deutsche Sprache. Ich mag den schicken Seitenscheitel. Ich mag das üppige Haar, den vollen Bart. Ich bewundere die Zielstrebigkeit und klassisch deutsche humanistische Bildung.

Ein guter Deutscher nämlich kann spontan einen Dichter zitieren. Sei es Goethe, Hesse oder Kleist. Er kann’s, weil’s seine Muttersprache ist. Und weil seine deutsche Bildung ihn befähigt. Ich bin dann jeweils erstarrt und bewundere, bewundere ihn. Ich mag die Deutsche meines Jahrgangs. Ich mag München, Hamburg wie Düsseldorf. Ich mag sogar Berliner. Ich mag sie alle.

Ich bin nicht homoerotisch, aber ich erkenne, wann ein Mann «perfekt» ist. Wenn er surft, wenn er sich für fremde Länder interessiert, wenn er wissbegierig ist. Dann weiss ich, er macht alles richtig und gut. Und wenn er in der Schweiz lebt, bin ich froh, dass er bei uns ist. Und damit unsere Volkswirtschaft stärkt. Unsere Frauen beglückt. Unseren Genpool vervielfältigt.

Natürlich könnte ich ihn ebensogut beneiden. Denn ich habe keine klassisch deutsche humanistische Bildung. Ich wirke verlebt, nicht mehr ganz so frisch. Ich habe keine exklusiven und extremen Hobbys. Ich bin zwar auch irgendwie zielstrebig und fleissig, doch im Grunde einer grosser Minimalist, der bloss all-in geht; manchmal viel gewinnt und viel verliert.

Daher danke ich heute allen gutaussehenden und erfolgreichen Deutschen, die in der Schweiz leben. Ihr erinnert mich, dass man auch anders sein könnte. Ihr macht für mich die Vielfalt der DACH-Region erlebbar. Weiter so! Doch Vorsicht, ich hoffe, Deutschland verkümmert nicht. Deutschland verliert nicht den Anschluss. Wenn die Coolsten, Schönsten und Gescheitesten bei uns gedeihen wollen.


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