Mein Safeword

Ich nutze hier und jetzt mein Safeword. Ich pausiere damit die Qualen, die Schmerzen, ich stoppe damit das Ringen und Bangen. Ich werde kurzzeitig austreten, ich werde mich verabschieden. Denn ich muss kurz innehalten, ich muss entschleunigen und mich beruhigen. Die Ereignisse überlasten meine Nerven. Ich kann nicht mehr standhalten.

Ich entschuldige mich für Schmerzen, die ich verursacht habe und allenfalls noch werde. Ich scheitere zuweilen kommunikativ, weil ich mein Unbehagen nicht ausdrücken kann. Ich harre, bis ich ventiliere. Das wiederholt sich, wenn ich nicht schreibe und reflektiere, mich hier und damit entspanne und wieder allmählich lockere.  

Ich fürchte mich vorm Erwachsenwerden. Ich möchte nicht erschlaffen, mittelmässig erwachen. Darüber habe ich jüngst geklagt. Heute möchte ich nachdoppeln. Ich möchte mein Safeword nutzen. Ich möchte mich einfach kurz entkoppeln. Ich möchte nicht mehr unmittelbar beeinflusst und geformt werden.

Ich möchte, dass man mich befreit. Ich möchte nicht mehr länger verkettet sein. Ich möchte nicht länger bespielt werden. Ich möchte wieder selber bestimmen und beherrschen wollen. Ich möchte meinen Individualismus wiedererlangen. Ich möchte das Spiel unterbrechen. Ich möchte mir eine Auszeit gönnen. Ich möchte einfach im Bett kuscheln.

Ich möchte nicht denken, nicht arbeiten, nicht handeln. Ich möchte nicht verbrennen, ich möchte bloss vergessen. Ich möchte einfach sitzen, starren; streicheln und schmusen. Ich möchte lieben und geliebt werden. Ich möchte nicht weiter mich anstrengen und beweisen müssen. Ich möchte einfach mal stoppen. Mein Safeword.


Eine Antwort zu «Mein Safeword»

  1. […] Grundbedürfnisse. Auch die superlativ bösen Diktatoren konnten sich irgendwo zurückziehen, ihr Safeword nutzen; sie durften baumeln und mal Mensch und nicht Diktator sein; sie durften mit Hund und Katze […]

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