Wir sind leidenschaftlich

Wir stürzen, wir übertreiben. Wir lieben. Wir lieben intensiv und ohne Zweifel. Wir geben uns auf, wir verlieren uns. Wir gehen all-in. Wir opfern alles und jeden. Für ein Stückchen Liebe. Für einen Hauch. Für eine Ahnung. Für eine unendliche bishin faustische Sehnsucht. Willkommen.

Wir sind alle informiert, aufgeklärt, was Liebe ist. Aber dennoch erlegen wir. Wir wiederholen uns. Wir projizieren und interpretieren. Wir fühlen uns endlich wohl und einigermassen satt. Wir konstruieren Erwartungen. Wir enttäuschen, wir werden enttäuscht.

Doch was treibt und zieht uns immer wieder dorthin? Wieso ist der Schrei nach Liebe so unendlich? Weil wir ADHS sind? Und weil wir dadurch Grenzen erfahren müssen, unsere Sinne überreizen müssen?

Wenn wir bloss verkokst Küsse als intensiv, tief und aufregend erleben? Wenn wir bloss im Hässlich-Kaputten etwas spüren? Wenn wir jede Beziehung beginnen, als wär’s die erste wie letzte?

Ich suche bloss Anerkennung. Ich suche bloss Ruhe und Unruhe in einer Beziehung. Ich suche einen Heimathafen. Ich bin entwurzelt, verloren und einsam. Ich möchte aber irgendwo heimkehren können. Das ist für mich Beziehung.

Ich strapaziere jede Beziehung. Das, weil ich wirklich lebe, als gäbe es kein Morgen mehr. Meine relativ geringe Sparquote symbolisiert diese Einstellung. Ich spare bloss minimalst für ein abstraktes Morgen, für ein abstrakter Gott oder für eine abstrakte Erlösung.

Ich liebe also auch, als gäbe es kein Morgen. Ich steige hoch hinaus und falle dementsprechend tief. Ich erlebe, ich leide. Ich bin in dieser Hinsicht totaler Futurist. Ich rase mit 200 km/h auf eine Wand. Statt zu bremsen, beschleunige ich.

Solange ich’s überlebe, ist’s und tut’s gut.