Letzte Woche wiederholte sich das Spektakel. Im Januar resümierte ich, dass ein vergangener Anschlag demnächst vergessen sei. Der vergangene Anschlag schien denn auch vergessen – bis zum verhängnisvollen 13. November 2015. Seit dem vergangenen Anschlag kämpft der Schengenraum auch zufälligerweise mit dem sogenannten Flüchtlingsproblem. Man durfte Schlagzeilen wie Völkerwanderung oder auch Bleibt doch daheim! lesen. In der Zwischenzeit wählte der schweizerische Souverän noch eine neue Legislative. Soviel zum Tagesgeschehen.
Der heutige Terrorismus hat sich selber perfektioniert. Er setzt Zeichen. Er stammt aus der Hoffnungslosigkeit und Alternativlosigkeit der gegenwärtigen Weltordnung. Das Selbstmordattentat ist der letzte bewusste Akt, den ein Individuum als Widerstand noch aufbringen kann. Weil Widerstand ist zwecklos.
Die heutigen Vereinigungen, die terrorisieren, inszenieren sich und ihre Taten als Spektakel, das von der Empörung der westlichen Zivilisation zehrt. Hier und da werden Geisel medienwirksam geköpft, Zivilisten massakriert und Minderheiten eliminiert. Die Aktivitäten werden vermarktet, auf Youtube und Facebook hochgeladen, wo dann Kommentatoren sich zerfleischen.
Wir nähren den Terrorismus nicht nur, indem wir unsere Ordnung und unsere Werte der Peripherie der westlichen Zivilisation aufzwängen, sondern auch, indem wir angemessen reagieren auf solche Ereignisse. Jede Berichterstattung bestätigt den Terrorismus, jede öffentliche Kondolenz stärkt den Terrorismus. Und jeder Luftangriff legitimiert den Terrorismus.
Was kann man also tun? Widerstand ist zwecklos – das wissen auch die Terroristen. Sie wissen, dass sie die Welt nicht mehr umdrehen können. Sie mögen zwar ein Paradies sich geschaffen haben, wo ganz gewiss keine westlichen Bodentruppen einmarschieren werden. Doch ihre Wirkung ist begrenzt, lokal eingeschränkt. Sie wissen, dass sie die Welt nicht verändern können. Aber der Terrorismus will allen beweisen, dass er handlungsfähig ist – trotz alldem.
Was uns bleibt, ist reine Demut. Wir müssen solche Ereignisse so gut als möglich ignorieren. Wir dürfen keinesfalls Terroristen hetzen, wir dürfen sie nicht weltweit verfolgen. Wir müssen uns aus dieser Gefangenschaft befreien. Wir strafen den Terrorismus mit Ignoranz, wir vergiften seinen Nährboden. Wir bleiben ruhig. Denn wir haben längst gewonnen, ob wir wollen oder nicht. Die westliche Zivilisation wird fortbestehen, der Kapitalismus und die Weltordnung sind alternativlos.
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