Unproduktivität ist geil

Wenn mich eine Arbeit langweilt, bin ich so träge und müde, dass ich sie nicht einmal abschliessen kann. Leider fordern meine Kunden konstante Höchstleistung. Ich kann weder pausieren noch entspannen. Ich werde beauftragt, um Spitzen zu decken. Dennoch faulenze ich.

Das schlimmste für mich ist, etwas zu erledigen, was ich eigentlich nicht will. Mein Berufsleben ist manchmal irr; manchmal muss ich bloss reden, moderieren, vermitteln. Aber manchmal muss ich Analysen, Papiere verfassen. Und diese beelenden mich. Ich weiss nämlich, dass sie nutz- und sinnlos sind. Aber ich werde dafür bezahlt.

Zwar liebe ich solche Tätigkeiten durchaus. Manchmal lenken sie einen ab. Man kann sich auf Details konzentrieren. Man kann den perfekten Absatzabstand evaluieren. Oder das Dokument so mit Querverweisen verstückeln, dass niemand sie jemals folgen wird. Einmal hatte ich ein komplettes Dokument bloss modellbasiert spezifiziert, dann mittels eines selbstkonfigurierten Werkzeugs in ein klassisches PDF verwandelt. Das war Zauber und ich wohl der erste, der das so praktiziert hat.

Man kann sich also in solchen Nebensächlichkeiten vergessen. Derzeit quäle ich mich in Bern mit einer solchen Tätigkeit. Ich bin am Hauptsitz meines Kunden. Im Gebäude nebenan spielt aber die Musik. Meine Mitbewerber tanzen und brillieren. Ich hatte auch brilliert, ich hatte viel und geil getanzt. Aber für mich ist die Party vorbei. Ich bin selber gegangen.

So war ich heute sehr bemüht, einige Formulierungen zu erfinden, einige Trends zu orakeln und einige Meinungen zu festigen. Aber wirklich produktiv und mein Geld wert war ich heute nicht. Das ist hier bloss meine Beichte. Möge man mir erbarmen. Heute war die Sehnsucht nach anderem grösser.

One thought on “Unproduktivität ist geil

  1. […] ich Unternehmen unterstütze, aushelfe, berate oder bloss faulenze, motiviert mich, selber mich abschaffen, überflüssig machen zu können. Ich ermahne bereits am […]

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