• Meine Bewerbung für einen Kolumnenplatz

    Mein Bewerbungsschreiben. Ich bemühe mich um einen Kolumnenplatz. Ich möchte gerne erzählen. Mein elevator pitch.

    Für alle Suchende, Irrende, Unerfüllte, Verrückte und Sehnsüchtige, welche nach Wahrheit, nach Erleben, nach Intensität, nach Antworten und freilich nach Sinn und Leben trachten, ist Der Doppelgänger die periodische Kolumne, der Platz, weil anders als die Mitbewerber der Doppelgänger nicht bloss mit gesundem Essen und politischen Aktionismus sich beruhigt, sondern direkt das Unbehagen mit und in dieser Welt verdeutlicht, ist Der Doppelgänger die Projektion, der Platz fürs Leben.

    Die Leser erhalten folgende Vorteile

    • Anleitung zum Glücklichsein
    • Frische Gegenwartsbewältigung mit und in dieser Welt
    • Erfahrungen nur für Verrückte
    • Verständnis der Unkultur Oltens

    Meine aktuellen Referenzen sind folgende Geschichten:

    Diese Geschichten vermitteln, womit ich die Leserschaft unter anderem konfrontieren möchte. Es sind entspannte, aber konkrete Botschaften ausm Leben eines Doppelgängers. Quasi ein Prototyp dieser Generation. Wir alle baumeln, hadern und verlieren uns. Ich verstimme das Leben bloss. Ich helfe. Aber ich hinterlasse Fragen, Zweifel. Ich orientiere und verwirre zugleich.

    Ich brauche bloss einen Raum, ich brauche bloss Platz. Ich fordere maximal 5’000 Zeichen. Und Periodizität.


  • Wie geht es mir?

    Ich kenne eine Webseite namens wie-gehts-dir.ch. Darin werden praktische Gesprächstipps für Betroffene und Angehörige psychischer Erkrankungen vermittelt. Kürzlich hatte mich jemand ehrlich gefragt, wie es mir geht. Ich habe bloss «müde» geantwortet. Ich möchte heute ausholen.

    Glueckliche-Familie

    Ich konnte nicht mehr antworten. Ich fühle mich derzeit wirklich ermüdet. Vermutlich sind’s die langen und schlaflosen Nächte. Das viele Reisen. Diese allgemeine Arbeitsunlust. Meine Abneigung gegenüber gewissen Arbeitgebern. Vermutlich bin ich bloss ferienreif. Vermutlich die unerfüllte Liebe. Ich bin schlicht und einfach müde.

    Manchmal mag ich wirklich nicht mehr. Manchmal habe ich das Gefühl, alles überfordere mich. Alles breche zusammen. Aber diese Momente sind kurz, dafür intensiv. Ich bin Futurist. Ich glaube an den Fortschritt, an die Bewegung, an die Beschleunigung. Ich glaube an die Veränderung und Entschlossenheit.

    Doch wie geht’s mir derzeit? Ich kann es nicht beantworten. Ich fühle mich sehr betrübt. Ich fühle mich abgehängt. Ich fühle mich entfremdet. Ich gehöre nicht hierher. Ich bin verpflanzt worden. Ich bin entwurzelt; nirgends daheim, nirgends geborgen. Nirgends aufgehoben. Mein Leben ist irgendwie intensiv; es kitzelt. Aber mir fehlt Liebe.

    Ich bin verzweifelt, aber ich erhole mich. Ich blicke nicht gerne zurück. Mein Blick fokussiert das Kommende, das Versprechen. Meine Sehnsucht befeuert mich. Ich dampfe, ich funktioniere, ich überlebe. Aber ich fühle mich müde. Ich möchte manchmal bremsen. Manchmal innehalten. Manchmal einfach nur mal «Stopp» sagen.

    Gibt’s im richtigen Leben keine Signalwörter wie im BDSM? Kann man nicht einfach mal abhauen und sich verabschieden? Eventuell kehrt man ja wieder zurück. Eventuell ja nie mehr. Kann man nicht einfach mal sich zurückziehen? Verschnaufen? Als Futurist bekanntlich nicht; hier ist die Hast Programm und Unruhe Programmatik.

    Ich verabschiede mich nun für eine gewisse Zeit. Ich bin dann mal weg. Ich werde nächste Woche wieder in Olten einreisen. Ich bin froh, Olten für einen Moment hinter mir lassen zu können. Auch ein gewisser R. sehnt sich wieder nach der regulären Front. Und nicht diesen Irrsinn hier, diese Trostlosigkeit.

    So geht’s mir.


  • OT-Redaktion saufend

    Das Oltner Tagblatt, also die Jungmannschaft, durfte kürzlich ausgehen und durfte natürlich darüber berichten. Ich möchte auch ausgehen und es Arbeit nennen. Nichtsdestotrotz, ich empfehle euch den Artikel, weil ihr sicherlich die eine oder andere Lokalität wiedererkennt.


  • Gesellschaftsroman als Kolumne

    Ich möchte gerne in diesem Beitrag meine Kolumne im Stile des kommenden Gesellschaftsromans Oltens konzipieren. Dies, weil ich gerne demnächst öffentlich reüssieren möchte.

    Ich möchte darin Erlebnisse am Abgrund, das, mein und unser Grenzgängertum heroisieren. Ich beschreibe die Entwicklungen und Sorgen totaler Weltsverneiner, die ihr Leben leidenschaftlich wie leidenschaftslos vergeuden. Quasi Futuristen, die auf ein Morgen hoffen, aber wohlwissend, dass es keines gibt. Irgendwie ähnlich wie ein Don Draper sich rechtfertigte:

    I’m living like there’s no tomorrow, because there isn’t one.

    Ich fokussiere Olten, natürlich. Ich erzähle unheimliche Geschichten, kombiniere Figuren ausm Umfeld. Natürlich verbaue ich auch Autobiografisches. Aber wie viel wirklich wahr und real ist, muss nicht entschlüsselt werden. Ich möchte das Leiden, das Sehnen, diese Unendlichkeit, diese Suche, diese Unliebe und Unkultur zusammenfassen, in einige Sätze verdichten. Damit jedermann versteht, wie man ringt, wie man verzweifelt. Weil man ist wie man ist.

    Ich werde unsere Geschichten konservieren. Unser Leiden erklären. Mein Leiden. Ich möchte aufzeigen, wieso wir geworden sind, was wir sind. Und was wir werden möchten. Unsere Träume, Sehnsüchte. Ich möchte kein Das Kleine Lexikon der Provinzliteratur kopieren. Ich möchte kein Houellebecq ausm Pariser ins Oltner Umland verlegen. Ich möchte bloss experimentieren; einen Plot konstruieren, indem ich monatlich Episoden konsolidiere.

    Einige mögen beteuern, sie wollen nicht als Projektionsfläche sich missbraucht und entehrt fühlen. Ich versichere, dass man keine Figur jemals auf eine Person zurückführen lässt. Das verspreche ich. Ich will nicht wie ein Mann mit allen mich verstreiten, bloss weil ich Figuren zu offensichtlich zeichne. Aber ihr habt mich alle bemust. Ich danke. Ich hoffe, ich bemuse auch euch.


  • Des Rätsels Lösung heisst Schwangerschaft

    Zarathustras sprach einst, alles am Weibe sei ein Rätsel. Doch alles am Weibe habe eine Lösung. Sie heisse Schwangerschaft. Dieses anfänglich plakative Zitat vereinfacht die Probleme vieler Frauen meines Alters.

    DBE-Nietzsche

    Als Verführer, als Vereinfacher bin ich gerne gescholten. Das macht mir die Welt überschaubarer. Ich muss nicht immer relativieren, Ausnahmen sondern und Auswege erdenken. Ich kann Nietzsches Aussagen stützen.

    Zwar habe ich keine Gebärmutter, die mich monatlich erinnert, dass das Leben vergeht. Vermutlich kann ich daher nicht und nie nachempfinden, wie sich Frauen meines Alters fühlen. Aber ich spüre denselben Druck, sich zu verwirklichen, sich irgendwie zu finden und etwas zu tun, was einen erfüllt und beseelt. Ich hätte zwar auch ein «Rückfahrtticket» Schwangerschaft, das mich in totalste Normalität und Mediokrität befördert, aber das ist bei mir nicht so dramatisch terminiert.

    Ich verurteile nicht, wenn Frauen meines Alters sich schwängern lassen, um ihrem Leben einen Sinn zu stiften. Ich verurteile ebenfalls nicht, dass sich Frauen meines Alters nicht schwängern lassen, weil sie Sinn jenseits von Schwangerschaft zu finden sich versprechen. Ich bewundere sie. Ich würde diesen Druck wohl nicht standhalten. Dieser ganze soziale Druck; beginnend bei der eigenen Familie, endend im Beruf und Werbung, in Film und Buch. Ich möchte mich entschuldigen, dass man diese Schicksale so bedrängt.

    Ohnehin vermute ich, dass die menschliche Reproduktion bald von der menschlichen Beziehung und der menschlichen Liebe entkoppelt wird. Das vereinfacht endlich alles. Ich sehe einen Menschenpark, der planmässig die Zucht ausführt. Ich ahne bedarfsorientierte Produktion, verbesserte Menschen mit Eigenschaften, welche der Markt verlangt. Prototypen werden wir sein; das Genmaterial der kommenden Generationen. Und dann wird niemand mehr eine Frau meines Alters subtil auffordern, sie solle doch endlich schwanger werden und ihre Problemchen vergessen.


  • Die harmlose Kultur der Schweiz

    So wie das Land so die Kultur. Ein gewisser Christian Jungen beschwert in der letzten NZZ am Sonntag sich, dass unsere Kultur ihn langweile und dass bloss noch ein gewisser Lukas Bärfuss ihn kitzle. Sie ahnen aber nicht, was sich abseits aufbraut.

    Ich schrieb im 2008 im ensuite eine miserable Abhandlung über den zeitgenössischen Künstler in den grossen Städten. Ich formulierte hochmütig Sätze wie:  

    Ein gesunder Künstler ist so krank wie ein verheirateter Philosoph.

    Mit diesem Artikel «verarbeitete» ich L. Aufnahme in die Kunstschule. Ich war damals sehr enttäuscht. Denn er verkörperte der ideale Künstler. Suizidal, versoffen, selbstzweifelnd, eigenbrötlerisch, asozial. Ich wollte die Szene nicht vergessen, als er sich einmal in mein Zimmer schlich, mit einem Messer bewaffnet und mich in grösster Desperation bat, dass ich ihn als Freund aufschlitzen solle. Ich hab’s erwartungsgemäss nicht getan. Wir flüchteten uns in die nächste Nacktbar, kauften uns zuvor noch eine Flasche Wodka und Martini. Und versoffen dann alles.

    Ich hatte mit L. damals ein Projekt, um den Amoklauf zu beschreiben. Ich bin heute noch von Amokläufen fasziniert. Was ist der Trigger, was ist der Moment, der einen Amoklauf auslöst? Ein Kollege T., zeitweise Mitbewohner, äusserte mehrfach den Wunsch, nach seinem Abschluss einen Amoklauf durchzusetzen. Doch zunächst würde er seinen allgemeinen Entzug brechen; Nutten ficken, sich vollsaufen und dann so viele Drogen wie möglich konsumieren. Es war seine Art, sich zu verabschieden. Er hat sich mittlerweile anders verabschiedet und ist verständlicherweise weggesperrt worden. Er lebt weiterhin in Askese und ist fern dieser Welt.

    Ich mag bis heute keine Cüpli-Künstler. Das sind für mich bessere Hipster. Ich mag eher die engagierten Künstler, die zum Beispiel hier in Olten urbane Gärten kultivieren, Feste veranstalten und auf Facebook gegen die «Gentrifizierung» in Olten ankämpfen. Ich kenne die Akteure fast allesamt persönlich, habe aber aus persönlichen Gründen keinen Kontakt mehr, weil ich mich damals für ein bürgerliches Leben «entschieden» habe. Dann lieber solche Künstler. Doch letztlich sehne ich mich weiterhin nach dem teuflischen Künstler.

    David-Gitarre

    Solche Kunst ist, um meinen uralten und beschissenen Artikel zu zitieren, «kühl-kalt einerseits, glühend-impulsiv anderseits». Bloss, um weiter zu kopieren, «unbequeme, weltscheue, nur beschränkt gesellschaftstaugliche Autisten» vermögen sie zu produzieren. Ein solches Leben ist gewiss ungesund; man darf auch früher sterben. Einen Künstler seinen Lebensabend mit einer Monika im Norden Italiens fristend? Das ist irgendwie verstörend.

    Ich werde die schweizerische Kultur nicht «retten» oder so. Aber ich werde sie demnächst aufrütteln und Schicksale zusammenfassen und Geschichten erzählen. Heute feiern wir irgendwie den Nationalfeiertag. Aber ich möchte nicht, ich möchte kotzen. Natürlich bin ich dankbar, dankbar für die Ausbildung, dankbar für meinen Job oder so, dankbar für die Sicherheit und politische Stabilität, dankbar, dass man mich nicht wegsperrt, obwohl man sicherlich genügend Gründe finden könnte. Und so weiter. Aber ich habe so ein starkes Unbehagen mit mir, mit der Welt, mit allem. Ich habe mich in dieser Hinsicht nicht gebessert.

    David-Posierend

    Denn für mich ist’s weiterhin unerträglich, dass wir voll reich sind, andere aber hungern dürfen, über unsere Zäune krabbeln, um dann weggewiesen zu werden. Und dass wir die grossen Fragen und Probleme unserer Zeit nicht beantworten können, weil wir beschäftigt sind, gut auszusehen, einen guten Eindruck zu hinterlassen, mehr Kohle zu schaufeln und irgendwie eine Liebe des Lebens zu finden. Wir sind alle so beschäftigt, dass wir uns gar nicht beschäftigen können und wollen, was ringsherum passiert. Wir erlauben uns den totalen Eskapismus, weil wir ja zum Bruttosozialprodukt beitragen. Das entschuldigt alles.

    Eventuell werde ich mich heute wieder betrinken und mich an teuflische Künstler erinnern.


  • Was wäre wenn?

    Was wäre, wenn ich fünfzig Millionen hochliquide gebunkert hätte? Was würde das mit mir machen? Was mache ich damit? Willkommen in den seelischen Abgründen.

    DBE-Koks-Nutten

    Geld korrumpiert. Ich hasse Geld. Ich brauche Geld. Ich will eigentlich kein Geld. Aber ich brauche Geld, viel Geld. Ich sehne mich durchaus nach finanzieller Unabhängigkeit. Ich will Anzüge kaufen können, ohne rechnen und budgetieren zu müssen. Ich will verreisen, ohne jeden Franken mühsam absparen zu müssen. Ich will mein Umfeld immer zum Essen einladen, ohne einen Moment zögern zu müssen.

    Was wäre wenn

    Aber was wäre, wenn ich quasi unbegrenzte Mittel hätte? Was würde ich tun? Gewiss würde ich mir Anzüge massschneidern lassen. Ich würde mein Umfeld stets einladen und ich würde so viel und so gerne verreisen. Ich würde meinen virtuellen Kosmopolitismus, der schon seit Kindheit ausgeprägt ist, in einen realen aufwerten. Ich würde mir einen rassigen Mercedes-AMG GT leisten und als Mobility Gesellschaftler mich einkaufen. Ich würde mir ein schmuckes Boesch Boot am Zürisee platzieren. Ich würde alle wesentlichen Bars in Olten kapern.

    Und mein Ego?

    Und wie würde ich zwischenmenschlich werden? Das ist knifflig. Wäre ich plötzlich ein arrogantes Arschloch, das sein Umfeld nur noch verachtet? Würde ich dann mich zur beispiellosen Leistungselite küren? Und jeden Punk in Olten bespucken? Wie würde ich meine Frau behandeln? Wie würde sich aus auf meinen Selbstwert auswirken? Ich glaube, ich hoffe, ich wäre noch derselbe. Ich habe keine Absicht, mich zum Arschloch zurückzuentwickeln. Aber ich weiss, Geld verändert einen, verändert die Sicht auf die Dinge und so. Davor fürchte ich mich immer.


  • Das Lebensmodell eines Berufsjugendlichen

    Ja, wir alle wollen nicht altern. Wir wollen unsere Möglichkeiten möglich wissen. Wir spielen mit Optionen. Wir sind hier und da, tun dies und das. Und tun uns schwer, uns festzulegen. Die totale Finalität verängstigt uns. Wir wollen nicht Entweder-Oder, sondern Sowohl-Als-Auch. Wir schattieren das Leben. Wir bleiben jugendlich. Oder so.

    Die Moralprediger

    Alle, die einigermassen gesetzt sind, beneiden, welche nicht sich setzenlassen wollen oder können. Das ist bereits ein kleiner Kulturkampf. Hier die Angepassten, die sich arrangieren, nach Heim und Anstand sich bemühen. Dort die Unangepassten, die das Leben verprassen. Beiden gemeinsam ist, dass sie ihre Lebensmodelle überhöhen und die Gegenseite moralisieren.

    Der ultimative Berufsjugendliche

    Wer mit dreissig das Wahre, Echte, bishin den Schmerz, die Grenzen und die Gefahr sucht und ersehnt, muss früher oder später in eine westliche Weltstadt flüchten. Olten alleine lässt einen nicht spüren, dass man noch lebt. In Olten ist das Konzept eines Berufsjugendlichen, der mit dreissig weiterhin feiert, als könne er die Jugend täuschen, schwer und wird immer schwerer vermittelbar. Es ist schwierig.

    Der faustische Drang

    Ich kann allen gut nachempfinden, die himmelhoch stürmen wollen. Ich kann allen verzeihen, die immer noch nicht satt genug sind. Ich kann es verschmerzen, wenn mein Umfeld das Unendliche anstrebt. Ich-will-leben. Ich weiss. Und ich schätze das sehr. Unsere Zivilisation baut darauf, dass Unangepasste immer höher, immer weiter und immer schneller vorwärts wollten. Das waren keineswegs Halbstarke, welche fremde Ländereien ausbeuteten, tausendjährige Reiche begründeten oder Konglomerate konstruierten. Nicht die Gier, sondern die Sehnsucht nach Leben, nach Grenzen, nach Härte und nach Gefühlen trieben alle diese Menschen.


  • Durchbrennen?

    Ich kann allen nachempfinden, die durchbrennen möchten. Wer einigermassen offen, achtsam und einigermassen empfindsam hier lebt, wird früher oder später sich hintersinnen, ob er weiterhin sich stets bemühen soll. Ich möchte mich manchmal nicht immer bloss bemühen. Ich möchte tun, was mir gefällt. Ich möchte durchbrennen, mein Sparkonto plündern, meine Säulen veräussern und verreisen.

    Italien-Meer

    Doch wird’s anderswo besser, schöner als hier? Wird man zufriedener und glücklicher? Was ist der benchmark? Wie kann vergleichen und vermessen? Das Wetter könnte in südlicher Lage gewiss genüsslicher sein. Die Unterhaltskosten gewiss günstiger. Die Menschen gewiss freundlicher und zuvorkommender und sogar hilfsbereiter. Gewiss könnte man den Nutzwert anderer Regionen analysieren und gewissenhaft bewerten. Aber leider werden weltliche Anforderungen übergewichtet und übergewichtig bleiben, die einen in der Schweiz zu verbleiben erinnern. Und das ärgert mich.

    Kompetitiver könnte es in westlichen Weltstädten sein. Alleine unser Kontinent zählt mindestens deren zehn. Die Umstände, der Kontext ist dort ein ähnlicher. Zwar funktionieren die dortige Staaten nicht so reibungslos wie der unsrige, aber die klassischen beruflichen Chancen sind vergleichbar intakt. Kompetitiver ist denn auch, was mich lockt. In Olten beispielsweise ist man rasch ausser Konkurrenz. In Zürich habe ich bereits bedeutend mehr Konkurrenz, die einen stimulieren-inspirieren kann. In Zürich können auch Lebensmodelle entworfen werden, die in Olten undenkbar sind. Das verspricht Mut und Zuversicht.

    Wohin soll’s denn gehen? Südlich, nördlich, westlich oder östlich? Ich bevorzuge entweder nördlich oder südlich. Vorläufig harre ich aber in Olten. Ich habe mir schon einige Male vorgestellt, wie es wäre, wenn ich auswandern würde. Damals bedeutete für mich Auswandern, nach Biel, La Chaux-De-Fonds, Genf oder nach Dübendorf zu emigrieren. Heute müsste es schon Berlin, Frankfurt oder Boston sein.