Hoch hinaus, aber vergebens

Ich will alles verspielen, alles riskieren, gewinnen oder verlieren. Ich bin ein kleiner Spieler, unanständig, unbändig, ich möchte nicht verharren, ich möchte nicht warten und mich langweilen. Ich wünsche mir die Gefahr, die Auseinandersetzung; die Geschwindigkeit. Ich provoziere die Lust, ich vergesse alle Konsequenzen. Ich will leben ohne Folgen.

Ich missachte Geschlechtskrankheiten, ich verneine Schwangerschaften, ich leugne meinen Körper. Ich ruiniere meine Finanzen. Ich verprasse und verschnelle. Ich kann in diesem Zustand selig und endlos werden. Ich kann mich nicht anders mässigen als darin, mich stets wieder zu entfesseln. Ich will ausbrechen.

Doch letztlich züchtige ich mich selber. Ich bin längst erloschen, ich bin längst bürgerlich erwachsen. Mein Leben ist ziemlich routiniert und geregelt. Ich besiege keine Feinde, kämpfe keine Kriege, ich erobere keine Frauen. Ich kann mich höchstens täglich betrinken, meinen Umsatz marginal erhöhen.

Ja, mein Leben ist quasi erschöpft. Ich befremde mich in Illusionen, dass ich mich und das Leben ändern könnte, dass ich Welten entdecken, Geheimnisse lüften und so weiter könnte. Ich simuliere mir einen Zauber, wo alles entzaubert ist. Letztlich kann ich bloss fristen, bis ich die nächste Stufe der Gesetztheit erreiche.

Kein Stattdessen vertröstet und befriedigt mich. Ich lebe in einer grösseren Stadt, keine Weltstadt zwar, aber mindestens anständige Grossstadt gemäss schweizerischen Perspektive. Ich bewohne eine seriöse Altbauwohnung, ich teste das Abenteuer Vaterschaft, ich investiere in Beziehungen. Ich habe ein Unternehmen begründet.

Ich bin aber nicht der Meinungsträger, der Schriftsteller und Liebling der Massen geworden. Ich werde teils geliebt, teils gehasst. Ich bin umstritten; manche möchten mich töten, ausschlachten, andere ehren und schätzen mich eben so wie ich bin. Mein impact und reach sind unbedeutend im lokalen wie globalen Kontext. Tja.