Der Mädchen-Retter

Zeitlang begeisterte ich mich für elektronische Foren im Internetz, wo Mädchen mit einer Borderline-Störung ihr Leben preisgaben. Ich war hungrig, hungrig nach Leben, nach Kaputtheit. Ich war dort, ich spielte den Doktor Faustus. Die meisten Mädchen fragten mich immer zunächst, ob ich auf fisting stehe. Leider nicht. Dafür aber auf ihre Abgründe, Sehnsüchte und Sorgen.

Also begleitete ich die Mädchen. Ich war nett, lieb und verständnisvoll. Ich hörte zu. Ich hörte einfach zu. Ich habe sie für die Kleinigkeiten des Alltags ermuntert. Ich zeigte Verständnis. Ich war selber aber ein hilfloser Helfer. Mir war nicht zu helfen, mir ist nicht zu helfen. Mittlerweile habe ich mich bekanntlich arrangiert. Die Mädchen vertrauten mir dennoch. Einige bumste ich, anderen begegnete ich nie.

Aber mindestens fünf bedankten sich! Nicht mit Sex ihr Wüstlinge! Sondern mit einfachen Worten. Mit einem grossen Danke. Sie haben mir versichert, dass ich ihr Leben gerettet hätte. Ich war erstummt. Ich wollte zwar irgendwie helfen, aber irgendwie war alles bloss Spass und Zerstreuung. Quasi ein Hobby eines Einsamen. Doch mit diesem Danke verwandelte sich Spass in Ernst.

Danach habe ich mein Experiment abgebrochen. Ich habe mir neue Hobbys gesucht.