Arbeit macht krank

Sage mir, wo du arbeitest und ich sage dir, wer du bist. Sage mir, wo du gearbeitet hattest und ich sage dir, wie es dir ergeht. Wie Berufsarbeit uns brechen kann.

Ich erleide derzeit, wie ein Arbeitgeber das Leben eines jungen Menschen stört. Wir arbeiten bekanntlich mehr als wir leben. Umso mehr prägt uns das Arbeitsleben. Mehr als uns zuweilen lieb ist. Diese 8.4h pro Tag schneiden sich durch den ganzen Körper. Man kann sie kaum zudecken.

Gordon Gecko schnaubte einst, dass wer einen Freund suche, einen Hund kaufen solle. Weil, so der Business-Kanon, die Firma keine Wohlfühloase sei. Natürlich muss sie das nicht sein; kein verkünsteltes und überteuertes Wellnesszentrum mit Saunalandschaft und Seezugang. Aber eine Firma muss den Menschen ein Minimum an Würde, Respekt und Anerkennung wahren.

Weil das sind Grundbedürfnisse und daher auch in den allgemeinen Menschenrechten erklärt. Wenn Exponenten sich nun «aufgeilen», vermeintlich hilflose Menschen konstant zu demütigen und zu schikanieren, empört mich das. Ja. Ich find’s kleinlich, zulasten von Mitmenschen sich selber erbauen zu müssen. Ich meine, ich könnte auch meine Mitmenschen plagen, ich könnte sie in vielen Disziplinen dominieren, sie psychisch in den Wahnsinn treiben. Gewiss bin ich fähig, technisch ausgebildet und leider auch erfahren darin, aber ich tu’s nicht (mehr).

Weil ich nicht muss. Weil ich Leben leben lassen kann. Ich bin liberal. Ich kann meine Ziele, Träume und so weiter auch anders durchsetzen. Nicht bloss zulasten meiner Mitmenschen. Aber wenn in einer Firma einzelne Exponenten so agieren, obwohl sie überhaupt nicht müssten, beschämt mich das. Eine Firma, wo man nicht mehr zu sagen sicht traut, was man denkt, respektiert den Menschen nicht. Eine solche Firma, obgleich privat geführt, beleidigt den freien Menschen.

Leider funktioniert unsere Gesellschaft so, dass dort, wo jemand gewinnt, immer jemand verliert. Wir hätten zwar Überfluss; Überfluss an Materiellem, aber auch Immateriellem wie Anerkennung und Respekt. Aber wir können es nicht verteilen, nicht gerecht teilen. Einige häufen alles; beanspruchen alles für sich, als ob die komplette Welt sich um einen drehe. Andere wiederum erhalten nichts, als ob die komplette Welt sich um einen verschwor. Das ist unfair.

Ich bin immer noch, trotz all den Jahren Resignation, Enttäuschung und Ablehnung und was auch immer ich durchleben durfte, immer noch Idealist. Ich weiss, dass alles sich irgendwie rächt. Dass Rücksichtslosigkeit einen früher oder später einholt. Ich wünsche mir für alle Betroffenen eine späte Genugtuung. Irgendwie. Ich habe ein grosses Bedürfnis, dass alle wissen, dass sie nicht alleine sind. Widerstand soll man leisten.


Eine Antwort zu «Arbeit macht krank»

  1. […] die langen und schlaflosen Nächte. Das viele Reisen. Diese allgemeine Arbeitsunlust. Meine Abneigung gegenüber gewissen Arbeitgebern. Vermutlich bin ich bloss ferienreif. Vermutlich die unerfüllte […]

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