Ich bin kein Klimaretter

Ich bin ein mieser Klimaschützer. Ich trenne kaum Abfall; PET, Alu und Glas lasse ich zur lokalen Kehrichtverbrennungsanlage liefern. Ich dusche stets heiss und zu lange, weil ich mich säubern muss. Alle meine Geräte sind elektrizifiziert, mindestens funken sie Telemetrie in hoher Auflösung und zwar periodisch.

Alle meine Lampen sind vernetzt; sie sind smart, doch ich lasse sie permanent eingeschaltet. Ich wasche auch bloss drei Hemder; ich reinige mein Geschirr entweder in einer halbleeren Geschirrspülmaschine oder mit fliessendem Heisswasser. Ich lasse manche Fenster permanent geöffnet; ich stossschliesse bloss.

Ich bin nicht sonderlich motiviert, etwas zu ändern. Ich befürworte stattdessen starke Atomkraftwerke, welche die Natur zu beherrschen versuchen; ich würde sogar oberhalb eines Endlagers wohnen. Ich könnte auch zweifelhafte Uranquellen verschmerzen, die Transport- und Produktionskosten der nuklearen Wertschöpfung weglächeln.

Ich fühle mich nicht mies dabei. Ich bin auch nicht die Zielgruppe der Energiekrise. Vermutlich ist irgendwo eine Krise; eine Krise ist stets, die Krise ist ein Dauerzustand, der uns anspannt und erinnert, dass wir endlich seien. Die Energiekrise motiviert mich, noch mehr Energie zu verschwenden.

Man könnte mich problemlos verurteilen. Ich würde es einfach hinnehmen, erdulden. Ich würde mich auch nicht rechtfertigen oder erklären wollen. Ich würde keinen Naturbeherrschungstrieb vorschieben. Ich bin bloss erleichtert, dass mein Verhalten niemanden beeinflusst; niemand mich nachäfft.


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