Die Zweckbeziehung

Eine Zweckbeziehung ist nicht zu unterschätzen. Die Gefühle wechseln nicht, weil keine da sind. Stattdessen hat man sich auf einen Zweck verständigt. Der Zweck können gemeinsame Kinder, einen gemeinsamen Haushalt und/oder das gemeinsam Vereinsamen sein. Weitere Zwecke können vereinbart werden. Diese Beziehung ist nicht komplex.

Stattdessen ist sie routiniert und vereinfacht. Die Tage sind strukturiert. Niemand wird überrascht. Eventuell verreist man und spielt ausnahmsweise das Paar. Ansonsten garantiert die Zweckbeziehung Kontinuität und Stabilität, Einfachheit und Beherrschbarkeit. Die Zweckbeziehung bedingt bloss einen gemeinsamen Zweck, den man aushandeln muss.

Plötzlich ist das Zeitempfinden relativiert. Die Jahre vergehen. Eine zweckmässige Heirat krönt die Beziehung. Gleichzeitig gesundet der Körper, beruhigt sich die Seele; die Rastlosigkeit endet, man muss nicht mehr suchen und streben. Stattdessen ist man «angekommen» und häuslich geworden, spart fürs Eigenheim und für weitere Reisen. 

Die Zweckbeziehung entschlackt das Leben. Die Zweckbeziehung ordnet. Die Zweckbeziehung reduziert stets auf den Zweck. Man erinnert sich, warum man zusammengezogen ist. Man ermahnt sich in «Ausnahmesituationen» gegenseitig, dass man den Zweck nicht vernachlässigen dürfe. Man heiligt sich. 

Die Zweckbeziehung entzaubert. Sie schafft stattdessen psychische Stabilität, die wiederum in körperlicher und finanzieller Gesundheit resultiert. Die Zweckbeziehung ist der wahre Kitt der Gesellschaft. Ohne Zweckbeziehungen wären die Menschen längst wahnsinnig geworden. Hurra den Zweckbeziehungen.


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