Die Lektüre Kohlriesers Fördern und Fordern, die zeitgemässe Management-Bibel, hat mich angeregt, drei Erfolgs- sowie Misserfolgsgeschichten meines Lebens zu reflektieren. Ich möchte heute mit einer Erfolgsgeschichten beginnen.
Ein Computer, ein Anfang
Sehr jung erhielt ich einen Computer, einen ausgedienten Apple Macintosh SE. Ich war neugierig. Ich wollte damit etwas kreieren. Damals hatten wir noch kein Internetz. Dieser Apple wäre auch gewiss nicht internetzfähig gewesen. Ich ersehnte mir das Leben als Journalist, als rasender Reporter.
Also wollte ich eine Zeitung erschaffen. Ich informierte mich über Zeitungen im Allgemeinen und übers Oltner Tagblatt im Speziellen. Ich hatte die kindliche Vision, eine eigene Zeitung herausgeben zu können. Der Apple unterstützte mich. Es war eine Applikation namens PageMaker vorinstalliert. Ich glaube, das nennt man eine Publishing-Software. Ich experimentierte.
Das dreispaltige Layout
Ich orientierte mich an den grossen Zeitungen, die mir damals bekannt waren. Das Oltner Tagblatt war damals noch sehr grau, dreispaltig und mit einer sehr kleinen Schriftart. Ich vermute, sie bereiteten damals gerade einen grossen Relaunch vor. Ich wollte das Layout des Oltner Tagblattes imitieren. Ich probte, tüftelte, bis ich zufrieden war. Aus heutiger Perspektive war das Layout natürlich unterentwickelt. Aber ich war damals in der 5. Klasse, also ungefähr 11 Jahre jung. Das darf man mir verzeihen.
Going public
Ich hatte eine Ausgabe publiziert. Ich erkundete meine Nachbarschaft, fotografierte analog und schrieb Geschichten. Ich schrieb über den Umbau des Hallenbads im Hinterbühlschulhaus, über die Aktivitäten meiner Jugendgruppe HGD. Ich beschwerte mich über die Verkehrssituation im Hombergerquartier. Und so weiter. Ich war eine richtige Quartierzeitung. Aber ich war alleine. Ich verkaufte die Zeitung von Tür zu Tür. Sie kostete fünfzig Rappen. Gedruckt habe ich sie selber.
In der Schule war ich damals aufgefordert worden, einen Vortrag über ein freiwählbares Thema zu halten. Ich wählte natürlich Zeitung. Darin verglich die Zeitung der Oberstufe und meine Zeitung mit dem Oltner Tagblatt. Der Vortrag begeisterte meine Kameraden. Sie wollten mitwirken. Plötzlich wollten alle profilierten und klugen Kameraden mit mir eine Zeitung gestalten. Das war mein Erfolg.
Weitere Ausgaben und das Ende
Ich war der unangefochtene Chefredakteur. Wir waren knapp sechs gleichartige Kinder. Ich war für die Auswahl der Beiträge und das Redigieren zuständig. Ich war der unbestrittene «Chef». Sie arbeiteten mir alle zu. Wir hatten gewissermassen drive. Wir produzierten noch weitere Ausgaben, wir erhöhten den Preis und vertrieben die Zeitung im ganzen Dorf und nicht bloss in meinem Quartier. Allerdings endete der Erfolg bald, weil die Schulbehörde meine Organisation HGD als kriminelle Organisation erklärte. Ich musste alle meine Aktivitäten auf Geheiss eines Jugendanwaltes im Kontext HGD abbrechen.
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