Ja, kürzlich habe ich hier Bekenntnisse eines EU-Fanboys publiziert. Die EU als Kompromissmaschine zu glorifizieren, empfand ich als unerträglich. Weil die EU weitaus mehr ist – weil die erste und letzte Idee der Menschheit hin zu einer Weltföderation. Dass von der Leyen konsequent bloss von der Union spricht, freut mich ungeheim.
Dass von der Leyen nun auch ein wenig heranreift zu einer Führerin, die sogar Reden halten kann, erstaunt mich ebenfalls. Ich spüre von ihr mehr Präsenz als von allen anderen – ausgenommen des ukrainische Präsidenten, der seinen Teil im Informationskrieg tapfer meistert. Vermutlich haben wir nun das Erweckungserlebnis der EU.
Während den europaweiten Demonstrationen leuchteten vor allem zwei Fahnen. Die der Ukraine, sehr klar und nicht überraschend. Und die zweite die der EU. Die der Union. Das Volk hisst die Flagge der Union – das letzte Mal bei der Einführung des Euros vor zwanzig Jahren. Zwanzig Jahren später und trotz Corona und Brexit ist die EU wieder zurück.
Alleine die Corona-Massnahmen hätten ein neues Europa gebildet. Nun agiert die EU erstmals auch als aussenpolitisch ernstzunehmende Entität. Sie spurt vor, sie eint und verbindet gleichzeitig die Nationen. Die EU hat wieder Bedeutung erlangt. Die Union ist das Biotop der Demokratien und freiheitsliebenden Völkern.
Freilich stören einige die Harmonie; rechtsradikale Populisten vor allem in osteuropäischen Ländern. Doch auch diese müssen sich alsbald neu erfinden, als die EU plötzlich entschlossen, militärisch-männlich ist, Flüchtlinge willkommen sind und Putin der neue Feind verkörpert. Vermutlich werden sie nach dieser Krise sich einreihen.
Vermutlich wird von der Leyen durchsetzen können, dass die Ukraine teilhaben darf. Interessanterweise hat von der Leyen heute in ihrer Rede die Schweiz nicht erwähnt, die sich ja bekanntlich auch den Sanktionen angeschlossen hat, weil wohl bloss widerwillig. Das zeigt ganz realistisch unsere Aussenwahrnehmung.
Ich schäme mich seit jeher, dass wir nicht der Union angehören und fühle auch eine Art Lebensmission, die Schweiz für die Union zu begeistern. Ich war vor einigen Monaten verzweifelt. Die Herausforderung schien gross; die Schweiz beschäftigte vor allem die Corona-Krise mit den Querdenkern inklusive, was nun angemessen abgelöst ist.
Endlich wieder mehr vorwärts; mehr Futurismus. Endlich wieder mehr Bewegung. Keine weiteren Psychologisierungen der Querdenker Seele mehr. Endlich eine Diskussion, wie wir die Nationen einen könnten. Wie wir Frieden und Wohlstand für alle schaffen könnten. Und zwar nicht bloss für wenige, sondern für alle.
Ich fordere daher den sofortigen EU-Beitritt der Ukraine. Aber nicht bloss der Ukraine – sondern für alle Staaten, die wollen und auch können. Und natürlich auch in der Schweiz eine Volksabstimmung für einen sofortigen EU-Beitritt. Ich würde die Chancen derzeit auf 50/50 verwetten. Besser werden sie so schnell nicht.
Natürlich wäre dieser Beitritt “in der Schwäche” für die Schweiz kein nachhaltiger. Aber man könnte während den Abstimmungen eine weise Diskussion über die Zukunft der Menschheit im Allgemeinen und die Zukunft der Menschen in Europa im Speziellen initiieren – so die Menschen hierzulande für Ideen wie einer Weltföderation erwärmen. Nie mehr Krieg.
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