Worauf ich mich freue? Die Gewissheit, dass ich jederzeit sterben könnte, tröstet mich. Ich könnte mich jederzeit umbringen. Nicht, dass ich müsste oder augenblicklich will – nein, aber ich bin technisch befähigt. Niemand könnte mich aufhalten oder hindern. Ich kann ebensogut im Affekt mich töten. Und darauf freue ich mich.
Absurd? Ich freue mich, dass ich überlebe. Ich freue mich, dass ich lerne. Ich freue mich, dass ich Muster breche. Ich freue mich, dass es mir manchmal auch einigermassen gut geht. Ich freue mich, dass ich manchmal ein wenig Glück und Normalität empfinden darf. Die Momente sind zwar rar, dennoch entdecke ich sie.
Ich freue mich, dass ich mein Glück selber gestalten kann. Ich kann selber Ereignisse deuten. Ich kann selber mich befriedigen und beruhigen. Ich kann selber überleben. Ich brauche technisch niemanden. Gewiss ersehne ich wie alle Menschen eine Art Verbundenheit und Vertrautheit; Geborgenheit und Liebe.
Ich bin kein radikaler Glücksverweigerer mehr. Ich bin vielmehr ein Glücksritter geworden. Unbändig und unstets. Ich bin manchmal zu rasend, zu hastig – aber ja, ich beruhige mich stets und stabilisiere mich wieder. Darauf freue ich mich, weil meine Zuversicht mich entspannt. Die Ereignisse können mich nicht betrüben.
Ich freue mich auf die potenzielle Augenblicke des fragilen Glücks. Ich freue mich auf gewisse unbeschwerte Momente. Auf unbeschwerte Liebe und Zuneigung, auf Verbundenheit und Geborgenheit. Gleichzeitig freue ich mich auf Flow-Räume, wo ich mit einer Aufgabe verschmelze und Raum und Zeit verliere.
Ich freue, dass meine Umwelt mit mir kommuniziert, Feedback liefert, dass ich Menschen prägen kann. Ich freue mich, dass ich Hoffnung spenden kann, wo keine mehr ist. Ich freue mich auf die Bekanntschaften, die mein Leben bereichern. Ich freue mich auf meine Zukunft. Ich bin knapp in der Mitte des Lebens. Ich habe noch Etliches vor.
Und falls ich doch sterbe, dann kann ich zurückblicken und mein Leben feiern. Mir kann niemand vorwerfen, ich hätte nicht gelebt oder nicht geliebt. Ich war stets voller Lebensfreude und stets voller überschüssiger Liebe, die ich nirgends platzieren konnte. Ich war eigentlich stets froh und bisweilen manisch gar.
Darauf freue ich mich. Auf die Zukunft. Ganz futuristisch klassisch.
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