Ich möchte mich nicht wiederholen, ich möchte nicht wieder diese Sommerfrische beklagen, die kurzen Röckli bedauern, das Ableben als weltfremder Altherr beweinen, mangelnde Potenz attestieren, letzte Vitalität im Alkoholkonsum verorten. Nein, ich müsste nicht die Muster repetieren, ich möchte mich nicht selber langweilen.
Doch ich bin ziemlich herausgefordert. Ich pausiere an den bekannten Promenaden meines Wohnortes. Ich will mich konzentrieren, ich will arbeiten, mich weiterbilden. Doch ich werde abgelenkt. Das frühlingsfrische Leben belästigt mich. Die Menschen verabreden sich, sie wetteifern, sie stählern ihre Wettbewerbskraft.
Ich? Ich warte, ich müsste meine Sinne fokussieren. Doch die fruchtigen Brüsten, die wehenden Kleidli, die gesunde Gesichtsfarbe, die erwartungs- und verheissungsvollsten Augen müssen jeden Altherren aufs Neue traumatisieren. Wenn nebenan die Jugend wegzischt, das Leben auskostet, man selber aber verdurstet, dann darf man verzweifeln.
Ich möchte das nicht auf mich übersetzen, aber ich muss darüber berichten. Ich identifiziere mich mit den Kellerkindern meiner Art, die einsam, aber irgendwie verschworen der Welt trotzen und damit Widerstand leisten. Wo verstecken sich die Einsamen, die Hässlichen, die Ungefickten, die Gestressten? Wo sind sie bloss?
Vermutlich überfordert mich die Vielfalt der grossen Stadt. In Olten war alles einfach; kaum Konkurrenz, kaum Weiblichkeit, kaum Reize. Alle kannten alles. In Basel allerdings strotzt die Lebensfreude. Eine gewisse Internationalität verjüngt das Schweizertum; begüterte Südamerikanerinnen, die frontal flirten. Unvorstellbar in Oltens Nicht-Nacktbars.
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