Ich habe gehört, der letzte Silvester sei ausgeartet. Grundsätzlich alles normal. Jemand kotzte ins Fondue. Jemand zertrümmerte das Geschirr. Jemand brach das anfängliche Rauchverbot. Ich habe nicht teilgenommen. Ich kenne die Ereignisse bloss aus Zweitquellen. Doch die Muster sind mir vertraut, sehr vertraut.
Wir streben seit jeher den maximalen Kontrollverlust. Wir wollen alles in einem Abend verdichtet und vor allem eskaliert wissen. Wir wollen Grenzen und vor allem uns selber spüren. Wir provozieren unser Umfeld solange, bis es empört und uns verurteilt. Manche bereuen daraufhin alles. Sie beschwören Besserung.
Wir haben uns nicht gebessert. Wir werden vermutlich uns nie bessern. Jeder Abend riskiert, bedroht unsere Selbstbeherrschung. Wir sind nirgends und nie gesichert. Ich kann nachempfinden, wenn man die Handbremse löst und endlich beschleunigt. Ich kann das Gefühl dieser Freiheit und Ahnung eines freien Willens reproduzieren.
Ich verstehe euch, wenn ihr eure Küchen zertrümmert. Wenn ihr eure Verwandten verärgert. Ihr müsst euch nicht entschuldigen. Wir müssten uns bloss einen Freiraum organisieren. Einen Raum bloss für Verrückte meinetwegen. Wo wir ungestraft uns ausgleichen und entspannen können. Oder wir experimentieren mit Yoga wie David.
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