Du drohst, ich drohe. Du bellst, ich belle. Im Wirtschaftsdschungel üblich und verbreitet. Wilde Tiere. Meistens Männer. Manchmal übersieht man die Sachebene. Oftmals leiten niedere Motive wie Stolz und Ego Entscheidungen. Ich trete derzeit einem verletzten Tier gegenüber. Doch das Gegenüber kapituliert nicht.
Im Gegenteil, das verletzte Tier fühlt sich moralisch überlegen und siegesgewiss. Es möchte mich niederringen, es möchte mich töten. Denn meine Existenz erinnert an die eigene Unzulänglichkeit. Und auch an die Fragilität des eigenen Status›, Erfolges. Mein Gegenüber ist ein ehemaliger Bauernsohn. Ein klassischer underdog.
Dieser Bauernsohn, dazu aus der Ostschweiz, hat sich in Zürich, am Paradeplatz etabliert und einen Status erschlichen. Nicht die Herkunft oder Ausbildung haben ihn befähigt. Nein, sondern der Wortwitz, die Geschliffenheit und das Auftreten haben den sozialen Aufstieg wegbereitet. Nun thront er, mit Millionen im Sack, Haus, zwei Söhnen, aber ohne Frau.
Führen macht einsam. Seine direkt Unterstellten fürchten ihn. Sie scheuen ihn. Sie müssen vermitteln und weiterleiten, was er verbrochen hat. Sie müssen sich teuer einkaufen. Aber sie können selber nicht beeinflussen. Er kontrolliert alles, er besitzt die absolute Mehrheit. Er kann walten. Er muss sich nirgends rechtfertigen, weder bei Gott noch bei einer Frau.
Das ist der ultimative Gegenspieler, Endgegner. Jemand, der nichts verlieren kann. Er ist entschlossen. Er ist dreist genug, einen wirtschaftlichen Amoklauf zu riskieren. Seine Unterstellten beschwichtigen ihn zwar, aber bislang vergebens. Ein CEO tröste mich, man solle warten, bis Gras darüber wachse. Vermutlich ja oder auch nicht.
Man müsste ihn nicht unbedingt direkt konfrontieren, direkt herausfordern und provozieren. Man könnte ihn auch bloss schmeicheln. Er, der omnipotente Held, der unser aller Glück beeinflusse. Er ermögliche unseren Erfolg, kraft seiner Weisheit, seines Geschickes und seiner unvergleichlichen Visionen. Man müsste ihn bloss einlullen.
Wie kann ich mich verhalten? Mein Ego sucht die Auseinandersetzung. Ich habe Lust, mich verklagen zu lassen. Und dann alles genüsslich anzufechten. Jede Anklage auseinanderzunehmen. Doch das frisst Energie, Lebensenergie. Die ich derzeit lieber anderswo investieren möchte statt in Egokämpfe.
Eventuell will er bloss drohen. Eventuell beruhigt eine ruhige Minute ihn. Eventuell strebt er doch noch eine bislang geplatzte Partnerschaft an. Das sind gefährliche Annahmen. Aber die können ebensogut sich erfüllen wie das schreckliche Gegenteil einer Dauerverklagung. Menschen können nicht determiniert werden. Das kann einen verunsichern.
Ich persönlich empfehle Gelassenheit. Ich werde fortfahren. Ich hoffe, mein Egotrieb übermannt mich nicht. Denn das könnte meine Existenz ruinieren. Ich übe mich in Gleichmut. Ich entspanne die Anspannung. Ich möchte ihn nicht als ersten bekriegen, ihn vorschnell diffamieren. Ich warte. Er muss reagieren, ich kann agieren.
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