Ich bin ein Hochstapler. Ich will aufsteigen. Ich will reüssieren. Ich habe einen Benchmark, den ich übertreffen möchte. Ich vergleiche mich mitm Umfeld, mit meiner Herkunft. Allerdings bin ich begrenzt. Ich kann höchstens wirtschaftlich mich durchsetzen. Denn die Jahrzehnte in der Privatwirtschaft haben mir bildungstechnisch mehr geschadet als alle meine Exzesse.
Ich kann hier niemals mehr mit Gleichaltrigen konkurrieren, welche in den letzten Jahren ihre Studien vertiefen und ausweiten konnten. Ich kann aber hochstapeln. Ich kann so tun als ob. Das ist erwiesenermassen auch mein Beruf. Wir ironisieren das Konzept intern als «SABTA», als sicheres Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit. Aber mit bitterem Ernst. Für diese Scheinsicherheit werden wir bezahlt.
Das bricht jedoch nicht meinen Willen. Ich kann mich dennoch irgendwann als sündigen und halbgebildeten Dandy verwirklichen. Natürlich kann man mich jederzeit enttarnen. Aber wer mich kennt, weiss, dass mich das nicht stört. Im Gegenteil, das befeuert mich. Das verkläre ich dann zum Gesamtkunstwerk, zum Drama meiner Existenz. Wer auch immer darüber richten mag, Gott gewiss nicht. Und das wiederum beruhigt mich.
Das lesenswerte Avenue Salon hat mich hierzu inspiriert. Um weitere Pingbacks zu vermeiden, möchte ich den Artikel nicht direkt zitieren. Schliesslich sind wir hier eine geschlossene Leserschaft. Der Titel lautet «Der Kleinbürger als Hochstapler», fürs Protokoll zu empfehlen.
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