Zarathustras sprach einst, alles am Weibe sei ein Rätsel. Doch alles am Weibe habe eine Lösung. Sie heisse Schwangerschaft. Dieses anfänglich plakative Zitat vereinfacht die Probleme vieler Frauen meines Alters.
Als Verführer, als Vereinfacher bin ich gerne gescholten. Das macht mir die Welt überschaubarer. Ich muss nicht immer relativieren, Ausnahmen sondern und Auswege erdenken. Ich kann Nietzsches Aussagen stützen.
Zwar habe ich keine Gebärmutter, die mich monatlich erinnert, dass das Leben vergeht. Vermutlich kann ich daher nicht und nie nachempfinden, wie sich Frauen meines Alters fühlen. Aber ich spüre denselben Druck, sich zu verwirklichen, sich irgendwie zu finden und etwas zu tun, was einen erfüllt und beseelt. Ich hätte zwar auch ein «Rückfahrtticket» Schwangerschaft, das mich in totalste Normalität und Mediokrität befördert, aber das ist bei mir nicht so dramatisch terminiert.
Ich verurteile nicht, wenn Frauen meines Alters sich schwängern lassen, um ihrem Leben einen Sinn zu stiften. Ich verurteile ebenfalls nicht, dass sich Frauen meines Alters nicht schwängern lassen, weil sie Sinn jenseits von Schwangerschaft zu finden sich versprechen. Ich bewundere sie. Ich würde diesen Druck wohl nicht standhalten. Dieser ganze soziale Druck; beginnend bei der eigenen Familie, endend im Beruf und Werbung, in Film und Buch. Ich möchte mich entschuldigen, dass man diese Schicksale so bedrängt.
Ohnehin vermute ich, dass die menschliche Reproduktion bald von der menschlichen Beziehung und der menschlichen Liebe entkoppelt wird. Das vereinfacht endlich alles. Ich sehe einen Menschenpark, der planmässig die Zucht ausführt. Ich ahne bedarfsorientierte Produktion, verbesserte Menschen mit Eigenschaften, welche der Markt verlangt. Prototypen werden wir sein; das Genmaterial der kommenden Generationen. Und dann wird niemand mehr eine Frau meines Alters subtil auffordern, sie solle doch endlich schwanger werden und ihre Problemchen vergessen.
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