Ja, ich sehne mich verdammt nach Liebe, der Schrei nach Liebe ist unendlich in mir. Er treibt und motiviert mich. Ich kann viele Aktivitäten mit dieser unerfüllten Sehnsucht erklären. Auch kürzliche Eskapaden kann man damit «einigermassen» begründen. Wenn man Liebe erfahren hat, ist man besessen, das kleine Glück zu konservieren, zu bewahren. Vermutlich für kältere Tage. Aber diese Besessenheit kann das komplette Glück gefährden. Man verhält sich plötzlich irrational; noch irrationaler als «normal» Liebende für üblich sind. Ich selber bin verzaubert worden. Aber seit meinem kalten Entzug kann ich mich nicht mehr beherrschen. Ich bin sehr angeschlagen, nachdenklich, melancholisch und wünsche mir die Erlösung.
Gewiss hängt mein privates Glück nicht komplett an einer Liebe. Es hängt nicht davon ab. Aber es beeinflusst es. Meine Identität beeinflusst es. Mein Leben verändert es. Das ist natürlich. Wenn zwei Menschen sich verschmelzen, sprich lieben, dann werden sie automatisch ein gemeinsames Leben fortführen. In der Ehe endlich eint man sich als eine natürliche Rechtspersönlichkeit. Also ist’s nicht verkehrt, einander zu sehnen, einander helfen zu wollen, sich für einander zu interessieren, einander zu teilen. Das bedeutet mir Liebe.
Meine Furcht ist jene der Abweisung, Ablehnung. Ich habe selber zeitlebens unzählige Frauen abgewiesen, aus teils wirren Gründen wie «es ist mir zu intensiv» oder ebenso fragwürdigen wie «ich möchte ein anderes Leben haben». Ich bin nicht bloss der grosse Verführer, ich bin auch der grosse Verhinderer. Ich hatte etliche Liebschaften verhindert, erstickt, bevor sie überhaupt wachsen konnten. Trotz alldem fürchte ich selber die grosse Abweisung, Ablehnung, den Verlust. Die Furcht ist umso grösser, je intensiver die Gefühle sind. Diese Gegensätze schaukeln sich hoch. Sie steigern sich. Ich werde allmählich behämmert.
Da erstaunt’s nicht, dass ich gelegentlich klammere und mich regelrecht hineinstürze. Das Muster wiederholt sich. Aber diesmal durchbreche ich es. Diesmal werde ich das Muster brechen. Ich werde mich nicht total fokussieren, meine eigene Liebe total einer Person widmen. Ich werde «haushalten». Ich will zwar immer alles und viel und intensiv und total, aber ich werde mich mässigen. Mässigen müssen. Eine Veränderung wagen. Einen Aufbruch schaffen.
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