Wie dominant bin ich?

Dominiere ich? Oder werde ich dominiert? Beeinflusse ich? Oder werde ich beeinflusst? Ich kann’s nicht abschliessen. Leider bin Sowohl-Als-Auch. Und leider gleichzeitig. Ich kann dominieren, werde aber gleichzeitig dominiert. Ich kann beeinflussen, werde aber dadurch gleichzeitig beeinflusst. Ich kann’s nicht eindeutig klarstellen.

Man attestiert mir einen gewissen Hang zu leicht dominanten Frauen. Das bestätige ich. Ich bevorzuge keine reinen Subs. Ich mag fordernde Frauen. Sie dürfen mich gerne zuweilen auch überfordern. Sie dürfen meinen Grenzen und Möglichkeiten ausreizen. Sie dürfen mich durchaus begrenzen. Sie dürfen mich spüren lassen, dass ich menschlich bin.

Ich möchte niemanden, der mich pausenlos überhöht, vergöttert, anbetet oder alles tut. Das möchte niemand. Das ist unattraktiv, sagt man und sage ich. Hier muss man ein Gleichgewicht bewahren. Man muss wechselwirken. Mal dominieren, mal dominieren lassen. Ausgleichen, ausbalancieren.

Fast alle Frauen, die ich liebte, beherrschten diese Kunst. Sie konnten einerseits mich beeinflussen, wurden zeitgleich von mir beeinflusst. Ich kann solche Situationen nicht spieltheoretisch formalisieren. Ich kann bloss meine bescheidene Literatur bemühen, um diese Wechselkräfte zu veranschaulichen, die aufeinanderwirken.

Ich schaffe eine Allegorie mittels der doppelten Buchführung. Man darf meinen Versuch belächeln. In der Liebe versagen meine Worte, obwohl alle Musik sie besingt, alle Literatur sie beschwört und alle Kunst sie abstrahiert. Die Herkunft der Liebe verbuche ich passiv, die Verwendung aktiv. Jede (Liebes-)tat muss auf der Aktiv- wie Passivseite kontiert werden.

Die Herkunft der Liebe ist ein Vorschuss; ein Vertrauensvorschuss. Ein Wohlwollen. Ein Gutdünken. Ein Verliebtsein aber auch. Jede Liebe lebt, zehrt davon, manchmal jahrezehntelang. Diese Herkunft investierst du; in die Verwendung. Das können klassische Bekundungen sein. Aber auch gemeinsame Ferien, Mobiliar, Immobilien und so weiter.

Aktiv- und Passivseite müssen stets ausgeglichen sein. Jede aktive Liebe muss also passiv finanziert sein. Aktivsein bedeutet, dass man sich dominieren lässt. Passivsein bedeutet, dass man dominiert. Und damit sein grössenwahnsinniges Ich befriedigt, das seine Umwelt, seine Natur beherrschen und kontrollieren möchte.

Eine Beziehung sollte ja positiv erfolgswirksam sein. Und nicht bloss die Aktiven oder Passiven tauschen oder eine Bilanz verkürzen oder verlängern. Das ist nicht nachhaltig, kann womöglich augenblicklich glücken. Aber so überlebt keine Beziehung. Damit eine Beziehung erfolgreich wirken kann, muss sie arbeiten.

Die Beziehung arbeitet im und mitm Wechselwirken. Sie arbeitet in der Kunst, zu dominieren und sich dominieren zu lassen. Das erwärmt, das belebt. Ansonsten verkleinert sich die Bilanz; sowohl aktiv wie auch passiv. Das verelendet die Beziehung, da die aktiven Formen der Liebe verarmen, weil sie nicht mehr passiv gedeckt sind. Sie stirbt langsam, aber stetig.

Das gegenseitige und wechselwirkende Dominieren also verjüngt, kuriert und erneuert schliesslich eine Beziehung. Man muss spüren und sich spüren lassen gleichzeitig. Manchmal nachgeben, manchmal einfordern. Entweder neue Absatzmärkte erobern oder neue Produkte der gemeinsamen Liebe entwickeln. Und stets die Liquidität achten.

Wieder zurück. Was will ich damit eigentlich aussagen? Ich will darlegen, dass ich Sowohl-Als-Auch bin. Ich bin dominant. Aber ich werde auch gerne dominiert. Weil ich überzeugt bin, dass das eine Beziehung verschönert und streckt. Man muss schliesslich stets sich gegenseitig reizen, necken und herausfordern.