Schlaflosigkeit

Ich hasse, nicht einschlafen zu können. Schlaflosigkeit empfinde ich als das schlimmste Übel. Diverse Organisationen werten Schlafentzug denn auch als Folter. In diesem Beitrag erzähle ich von meiner unregelmässigen Schlaflosigkeit.

Schlaflosigkeit ist nicht etwas, das ich erst seit einigen Jahren oder so erleiden darf. Schlaflosigkeit kannte ich bereits in meiner Kindheit. Viele Reize, viele Gedanken, viele Ideen verursachten meine damalige Schlaflosigkeit. Einerseits beschäftigten mich unterschiedliche Dinge, offene Fragen, andererseits phantasierte ich vorm Einschlafen die grössten Visionen. Das Einschlafen war und ist für mich auch heute noch eine Art Verarbeiten, also eine Art Bewusstmachung meiner Gegenwartsbewältigung.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich mich das erste Mal über Schlaflosigkeit beklagen durfte. Ich vermute, ich war knapp elf Jahre jung. Die Sorgen damals waren diffus. Später plagten mich Existenzsorgen, Anerkennungsdefizite, Selbstzweifel, sexuelle Sehnsüchte. Manchmal schämte ich mich auch bloss.

Das ist die eine Seite der Schlaflosigkeit, die nachdenkliche, die aufwühlende. Die andere Seite der Schlaflosigkeit ist die geistige Rastlosigkeit. Ich fühlte mich zeitlang mit Ideen überschwemmt. Und auch heute noch überraschen mich vorm Einschlafen konkrete Ideen. Mein Geist ruht selten. Früher geiselte mich die Angst, eine Idee verlieren zu können. Ich konnte nicht einschlafen, weil ich mich fürchtete, damit meine Ideen zu verlieren. Ich versuchte, meine Ideen aufzuschreiben. Aber der damalige Akt des Niederschreibens verkrampfte mich derart, dass ich alles wieder vergass.

Dank ständiger Cloud, ständiger Tastatur und ständiger Bestromung konnte ich diese Angst überwinden. Allerdings häuften sich die Ideen immer seltener.

Klassiker der Schlaflosigkeit sind seit Jahren Ferienende. Wenn ich zeitlang mich meines üblichen Alltages befreite, konnte ich danach kaum einschlafen. Ich war nervös. Vor allem nervös, zu verschlafen, eine weitere Urangst. Das hat bis heute überdauert und äussert als heute als ironisches Wochenende-Jetlag. Meine reguläre Montagsmüdigkeit erklärt also sich mitm tendenziell schlechteren Einschlafen. Manchmal erwischt mich auch ein kleines Gefühl der Überforderung. Schaffe ich alles noch? Kann ich noch arbeiten? Kann ich alles noch beherrschen?

Beim Einschlafen verdaue ich meinen Tag. Ich bin zuweilen gestresst. Manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn ich nicht einschlafen kann, muss ich mich auseinandersetzen mit Themen, die mir drücken. Bloss ist man beim Einschlafen meistens alleine, auf sich selbst gestellt und zurückgefallen. Man hat niemandem, den man konsultieren könnte. Ich kann tendenziell besser einschlafen, wenn ich jemanden in meiner Nähe weiss.

Ich habe letzte Nacht sehr gut geschlafen. Allerdings wollte ich morgens nicht aufstehen. Aber das hat andere Gründe.