Ich geniesse derzeit eine Zwischenzeit. Ich verzögere einige Aktivitäten, einige issues, die bald unvermeidbar sind. Das ist zwischenzeitlich allen bekannt, mehrfach auch in diesem Blog erwähnt und durchdiskutiert worden. Ich geniesse meine Schonfrist, eine gesunde Ruhe vorm Sturm.
Ich möchte darlegen, wie ich meine Dinge erledigen. Ich verkaufe das Konzept des letzten vernünftigen Moments. Bis wann kann ich eine Aufgabe aufschieben, bis wann kann ich eine Entscheidung vertagen, bis sie nicht mehr vernünftig erledigt werden kann? Das herauszufinden ist meine grosse Lebenskunst.
Mein Leben ist bewegt. Ich erinnere mich gerne an mein comeback im 2008, das sehr rauschhaft und fantastisch war. Ich verschleuderte alles. Doch bereits im 2009 musste ich mich wieder einordnen; ich startete meine erste Weiterbildung nach der Grundausbildung. Diese dauerte berufsbegleitend drei Jahre.
Danach wechselte ich die Seiten; zum Lieferanten. Ich lernte einen T. beim Rauchen kennen. Ich folgte ihm. Ich war fortan im Kreis 1 festangestellt. Ich reiste quer durch die Schweiz. Sammelte Zertifikate, besuchte Fortbildungen, referierte an Fachhochschulen und Fachtagungen.
Ich arbeitete unermüdlich. Ich lernte und las viel. Ich hatte einige Innovationen erfunden, die heute Standard sind bei grossen Unternehmen. Ich überraschte mit Kreativität, Ausdauer und Verlässlichkeit. Man schätzte mich als einen beflissenen und strukturierten Mitarbeiter. Ich war der Backlog-Gott.
Seit ich im September mein letztes CAS abgeschlossen habe, seit ich meine Facharbeit zuhanden eines internationalen Standardisierungsausschusses verhauen habe, seit ich mich privat neu orientierte, seit ich gekündigt habe, spare ich meine Kräfte und Energie für den nächsten Schritt.
Ich erledige meine Dinge sorgsam und ausgewählt. Mein Backlog wächst dadurch. Aber das ist gut so. Ich erhole, entspanne mich. Ich geniesse derzeit wahrhaftig unbeschwerte Momente. Das schlechte Gewissen plagt mich manchmal, es überfällt mich. Manchmal erinnere ich mich, dass ich noch dies und das zu bewältigen habe.
Aber ja, ich gewähre mir noch eine kurze Frist. Bald geht’s los. Bald werde ich wieder dampfen und rauchen müssen. Bald werde ich mich beruflich und schulisch verausgaben müssen. Ich sehe mich bereits allabendlich Dokumente studierend, zitierend, kalkulierend, akquiriered, netzwerkend.
Ich bin ein Mann unter Strom, ich bin befeuert. Ich bin hungrig. Lebenslänglich arbeiten und lernen bejahe ich. Auch später, als verkommener Schriftsteller dann, werde ich niemals haushalten oder mich einschränken. Ich werde immer exzessiv mich weiterbilden. Ich strebe, ich bin zielstrebig. Ich werde meine Werke schaffen.
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