Alkohol, Arbeit und Liebe

Ich lebe bloss noch von Alkohol, Arbeit und Liebe. Ansonsten ist mein Leben reduziert. Gelegentlich putze ich mein Zimmer, gelegentlich öffne ich meine Briefe, zahle Rechnungen. Gelegentlich bin ich einkaufend. Wie beispielsweise heute. Ich beginne meine ICT Infrastructure vom Arbeitgeber zu befreien. Anderes Thema.

Wir haben einen kleine Gruppe begründet. Die sogenannten Futuristen. Futuristen beschleunigen, verausgaben sich. Doch die Gruppe verfranzt, fragmentiert. Sie verdünnt sich. Wir alle altern. Vor sechs Jahren stürmten und drängten wir noch. Wir liebten die Leidenschaft; den Alkohol und die wilden Frauen.

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Wir zerstörten Mobiliar, wir ruinierten unseren Ruf. Wir waren gefürchtet und berüchtigt. Wir hatten das Coq d’or «aufgebaut». Wir hatten das Coq d’or in einen Tempel des Exzesses verwandelt. Wir drehten stundenlang am Glücksrad und provozierten stets alle anderen Gäste. Wir waren unaufhaltbar.

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Doch die ersten wurden bürgerlich. Ich hatte mich irgendwie verliebt, suchte das Spiesserleben aufm Lande. Ich lernte Auto zu fahren. Auch andere beruhigten sich. Der eine zeugte sogar ein Kind. Ein anderer wanderte vorübergehend aus. Bloss einer war nicht beeindruckt; er drehte erst recht durch und auf.

Ich entfernte mich während des Spiesserlebens von der Futuristen-Gruppe. Schliesslich durfte ich daheim nicht meine Frau erzürnen. Ich durfte mich nicht blamieren oder sonstwie verausgaben. Ich musste stattdessen haushalten, Geld sparen und an Wellness-Orte verreisen. Nicht wirklich futuristisch.

Seit Anfang Jahr bin ich aber wieder zurückgekehrt. Die Gruppe hat sich verändert. Die Unbeschwertheit ist natürlich verflüchtigt. Wir können nicht mehr 100 Shots an einem Dienstag konsumieren. Wir können nicht mehr den Vormittag verkoksen. Wir können nicht mehr alle hübschen Herzen brechen.

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Wir müssen stattdessen arbeiten, Weiterbildungen finanzieren, Kinder ernähren, Frauen besänftigen. Wir müssen stattdessen unseren Körper schonen, unsere Figur stählern. Wir müssen Medikamente schlucken. Wir müssen mit Schwiegereltern speisen. Wir müssen Grosseltern beschenken. Wir müssen Garten pflügen. Fürs Alter vorsorgen.

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Woran bin ich? Ich investiere in die Liebe! Ich investiere in die Arbeit. Und ich investiere in Alkohol. Derzeit bin ich folglich absorbiert. Wünscht mir Glück!


Eine Antwort zu «Alkohol, Arbeit und Liebe»

  1. […] Ich habe grosszügig dosiert. Ich habe ausnahmsweise keine Lokalrunden spendiert, keine Muschishots verschüttet. Ich habe mich nicht […]

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