Der politische Sitzstreik

Jüngst soll ein Sitzstreik in der Hauptstadt unserer beschaulichen Willensnation sich ereignet haben. Sekundärquellen haben hierüber mich unterrichtet. Das politische Tagesgeschehen ignoriere ich grösstenteils. Derzeit debattiert die Schweiz auch über Beschaffung von Kampfjets und über eine Vaterschutzentschädigung. 

Der Sitzstreik war politisch motiviert. Eine sogenannte Klimabewegung will den Klimawandel hervorheben. Die Gretchenfrage ist, ob der Klimawandel menschlich verursacht ist oder nicht. Wir leben im Anthropozän. Es entspricht der Natur des Menschen, die eigene und äussere Natur zu beherrschen. 

Ob wir Wälder abholzen, den Boden für Rohstoffe penetrieren, die Luft verpesten, das Wasser verschmutzen, kann problemlos als etwas Natürliches festgestellt werden. Ich beschwere mich hierüber nicht. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der längst nicht abgeschlossen ist. Atom zu spalten, krönt bislang die menschliche Naturbeherrschung.

Ich hoffe, dereinst vermag der Mensch auch Atome zu fusionieren, die Physik der kleinen Teilchen zu entschlüsseln und das Sonnensystem urbar zu machen. Die Naturbeherrschung ist ein Mehrgenerationenprojekt schlechthin. Vereinzelte boykottieren diese Entwicklung; das sind spätromantische Strömungen des 21. Jahrhunderts.

Was mich stört, ist, dass die Klimadiskussion politisch aufgeladen ist. Die Diskussion, ob der Mensch das Klima beeinflusst oder nicht, ist stellvertretend bloss fürs Unbehagen mit dem Fortschritt, mit der Zivilisation und mit der Zukunft. Der Mensch fürchtet sich gelegentlich vor der Zukunft. Als Futurist entsetzt mich das. 

Untröstlich sind die beiden politischen Lagern, welche für oder gegen den hausgemachten Klimawandeln argumentieren. Haudegen beider Lagern haben anlässlich des Sitzstreiks die Contenance verloren. Echtzeitnah sind die Äusserungen den Lokalmedien zugestellt worden, insbesondere ein verurteilter Lokalpolitiker ausm fernen Aargau hat sich profiliert.

Ich kann die Lust der Provokation und des Spektakels nachfühlen, wie Rechts den Klimawandel leugnet. Dass der Amateur-Feldhockeyianer mit seiner Kinderschar, der Politiker wie Verleger und Journalist gleichzeitig verkörpern möchte, bloss spielen will, ist verständlich. Ein klassischer Plot des Spektakels.

Die Grün-Linken wiederum dürfen sich echauffieren, dass der Staat ausnahmsweise die menschliche Ohnmacht markierte. Der Sitzstreik ist mittlerweile aufgehoben. Die armen Demonstranten waren ohnmächtig. Das Gefühl, den Weltgeist weder lenken noch gestalten zu können, kann einen erkranken. Man nennt das auch Weltschmerz. 

Ich bekämpfe den Weltgeist nicht. Ich interagiere daher auch nicht mit der Welt, insbesondere nicht mehr der politischen. Ich will mich daher auch nicht solidarisieren mit den Grün-Linken oder Rechten. Sie beiden irren und sind überkommen. Sie beide werden auch nicht wirklich nachgefragt, sondern beschäftigen sich künstlich.

Einst wollte ich mich der grünen Bewegung anbiedern. Nicht der Sache wegen. Die Sache ekelt mich, weil das Grüne der menschlichen Natur der Naturbeherrschung widerspricht. Mich verblüfft bloss das Potential junger, geiler und williger Miezen in der grünen Bewegung. Vermutlich eine klassische Altherren-Fantasie. Das als Zwischenbemerkung. 

Der Sitzstreik ist mittlerweile aufgelöst, die Debatte darüber bereits vergessen worden.