Der Erstkontakt

Im Erstkontakt nehme ich mich gerne zurück. Ich höre zu, ich beobachte. Ich mustere und prüfe. Ich analysiere. Ich passe mich an. Man kann mich beinahe als introvertiert verunglimpfen. Auch meine süffige Selbstironie zügle ich. Ich verstumme bishin. Ich lächle verkrampft. Ich bejahe oder verneine. Ich postuliere nicht und nichts.

Der Erstkontakt entscheidet oftmals übers weitere Vorgehen. Bereits beim Erstkontakt muss man seine Persönlichkeit beweisen und behaupten. Man darf mit lustigen Sprüchen, mit unterhaltsamen Anekdoten und unallgemeinen Weisheiten gewinnen. Technisch beherrsche ich diese Kunst, ich praktiziere sie beruflich täglich. Aber privat mässige ich mich.

Ich riskiere, dass die Menschen mich fehleinschätzen. Oftmals werde ich unterschätzt, seltener überschätzt. Ich will dieses Risiko bewusst nicht mitigieren. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist zwar hoch, aber der Schadensausmass relativ gering. Das würde keinen Aktionismus rechtfertigen.

Falls ein Zweitkontakt stattfindet, kann ich verblüffen, beeindrucken und den Ersteindruck revidieren. Für mich eine späte Genugtuung. Tut gut. Ich vereine unterschiedliche Facetten, Fassaden und Masken und Rollen. Ich bin agil, ich kann überleben und mich anpassen. Ich kann mich auch krümmen und bücken, falls erforderlich.

Mit Menschen zu kommunizieren heisse ich Arbeit. Beruflich wie privat. Jede Unterhaltung verlangt Aufmerksamkeit, verlangt Interesse, Neugierde, verlangt Aufwand. Und manchmal selbstlos, ohne sichtlichen Ertrag, wenn man das Gegenüber pausenlos schmeicheln und bestätigen darf. Ich kann und überstehe das.

Eine sichere Basis kann mich auflockern. Im vertrauten Umfeld bin ich entspannt, fordernd, ironisierend, aufhellend, aufgreifend, beschwingt, rasant, wortgewandt, schnell. Ich kann Gespräche führen und lenken, Menschen beeinflussen und begeistern. Ich kann genausogut das Gegenteil ausüben. Ich bin der perfekte Dienstleister, Berater.