Warum wieder so schreibfreudig?

In den letzten Wochen habe ich mehr publiziert als in den letzten drei Jahren zusammengefasst. Ich habe komplett neue Organe geschaffen. Ich habe sogar alte Identitäten reaktiviert und einigermassen plausibilisiert. Seit mindestens 2008 war ich nicht mehr so engagiert. Warum bloss?

Natürlich ist es naheliegend, alles auf den jüngsten Verlust zu schieben. Das kann alles erklären und Veränderungen im Verhalten auslösen. So sei es. Der jüngste Verlust hat mir die Vergänglichkeit und Endlichkeit allen Seins verdeutlicht. Technisch ist das keine neuen Erkenntnisse, sie hat sich aber darin akzentuiert.

Ich rätsle aber, warum ich nicht früher bereits begonnen hatte. Musste wirklich zunächst ein Verlust mich «wachrütteln»? Weil ich habe nicht wirklich «mehr» Zeit oder Energie rein technisch betrachtet. Ich erledige meine Schreiberei auch nun bloss in Randzeiten. Sei es im Zug, sei es am «freien» Abend oder während der Arbeit.

Vor zwei Jahren hätte ich wohl summarisch gleichviel Zeit aufwenden, ja investieren können in die Schreiberei. Ich tat es einfach nicht. Was habe ich stattdessen «geliefert»? War es nur Arbeit? Oder war es pure «Idle»? Oder musste ich mich einfach erholen? Weil der Alltag per Default sowieso anstrengend ist? Mehr Erholzeit einräumen?

Vermutlich hat der Verlust eine kleine Manie ausgelöst. Jetzt unbedingt, jetzt erst recht und recht wieder. Jetzt muss ich «spurten». Ich habe inzwischen genug lange gewartet. Ich wollte anfänglich mit 40 meinen Job künden und wieder Künstler werden. Jetzt könnte ich «technisch». Und älter als 40 bin ich sowieso.

Jetzt kann ich keine «Ausrede» bemühen. Jetzt bin ich mit Tatsachen konfrontiert. Jetzt kann ich nicht mehr flüchten. So erhöhe ich den Druck wohl unbewusst. Und irgendwann wollte ich mich lossagen; ich wollte wieder in die Tat schreiten und Verantwortung für mein Leben und meinen Lebenssinn übernehmen.


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