Ich bin kein Muschiblog

Ich möchte mich vor versammelten Leserschaft entschuldigen. Früher sind hier wichtige Themen wie Terrorismus und der Zeichenkrieg besprochen worden. Heute wird bloss noch “abgemuschelt”. Das wird sich bald ändern. Ich werde bald in die Ferne flüchten und dort viel Gelassenheit gewinnen. In der Zwischenzeit empfehle ich euch eine Infografik, wer wann die Olympischen Sommerspiele dominierte. Darin gibt’s für alle etwas; für Nazideutschland, für Sowjetunion, für China.

http://www.nytimes.com/interactive/2016/08/08/sports/olympics/history-olympic-dominance-charts.html?_r=2

Liebestäuschungen

Wenn man verliebt ist, hat man bloss eine “Überlebenschance”, so Daniel in Die Möglichkeiten einer Insel, wenn man seine Liebe der Frau, die man liebt, verheimlicht und gewisse Gleichgültigkeit ihr simuliert. Ich hasse das. Ich will das nicht. Denn ansonsten wird man zerdrückt. Viele Männer praktizieren diese Coolness. Auch mir riet man sie schon. Aber ich habe diesen Rat immer ignoriert. Denn ich hasse solche Spiele. Man kann doch einfach ehrlich sein?

Ohne Liebe kein Leben

Wir können das Leben nicht verstehen, ohne dass wir die Liebe verstehen. Doch Liebe ist ein Unglück. Sie ist vergänglich. Sie kann kurz und intensiv sein, sie kann sofort und ohne Ankündigung enden. Solange wir danach sehnen, sind wir zumindest lebendig. Aber sobald wir kapitulieren, verlieren wir alles. Wir werden Maschinen. Wir werden irgendwie funktionieren. Uns irgendwie abkämpfen und dabei erkalten.

Wir können uns mit tausend Sachen entschuldigen, wieso wir nicht lieben können. Weil wir Schmerzen haben, weil wir durch “andere Sorgen” abgelenkt sind. Weil wir arbeiten müssen. Weil wir Rasen mähen dürfen. Wir können vor Liebe flüchten, weil wir uns fürchten. Wir fürchten uns, dass wir abhängig werden. Dass wir verletzlich werden. Dass man mit uns spielt. Dass man uns etwas vormacht. Wir sind so skeptisch, durch Werbung, Film und Kultur korrumpiert, vermeintlich aufgeklärt, dass wir nicht einmal mehr der Liebe vertrauen.   

Wir sind leidenschaftlich

Wir stürzen, wir übertreiben. Wir lieben. Wir lieben intensiv und ohne Zweifel. Wir geben uns auf, wir verlieren uns. Wir gehen all-in. Wir opfern alles und jeden. Für ein Stückchen Liebe. Für einen Hauch. Für eine Ahnung. Für eine unendliche bishin faustische Sehnsucht. Willkommen.

Wir sind alle informiert, aufgeklärt, was Liebe ist. Aber dennoch erlegen wir. Wir wiederholen uns. Wir projizieren und interpretieren. Wir fühlen uns endlich wohl und einigermassen satt. Wir konstruieren Erwartungen. Wir enttäuschen, wir werden enttäuscht.

Doch was treibt und zieht uns immer wieder dorthin? Wieso ist der Schrei nach Liebe so unendlich? Weil wir ADHS sind? Und weil wir dadurch Grenzen erfahren müssen, unsere Sinne überreizen müssen?

Wenn wir bloss verkokst Küsse als intensiv, tief und aufregend erleben? Wenn wir bloss im Hässlich-Kaputten etwas spüren? Wenn wir jede Beziehung beginnen, als wär’s die erste wie letzte?

Ich suche bloss Anerkennung. Ich suche bloss Ruhe und Unruhe in einer Beziehung. Ich suche einen Heimathafen. Ich bin entwurzelt, verloren und einsam. Ich möchte aber irgendwo heimkehren können. Das ist für mich Beziehung.

Ich strapaziere jede Beziehung. Das, weil ich wirklich lebe, als gäbe es kein Morgen mehr. Meine relativ geringe Sparquote symbolisiert diese Einstellung. Ich spare bloss minimalst für ein abstraktes Morgen, für ein abstrakter Gott oder für eine abstrakte Erlösung.

Ich liebe also auch, als gäbe es kein Morgen. Ich steige hoch hinaus und falle dementsprechend tief. Ich erlebe, ich leide. Ich bin in dieser Hinsicht totaler Futurist. Ich rase mit 200 km/h auf eine Wand. Statt zu bremsen, beschleunige ich.

Solange ich’s überlebe, ist’s und tut’s gut.

Gesellschaftsroman als Kolumne

Ich möchte gerne in diesem Beitrag meine Kolumne im Stile des kommenden Gesellschaftsromans Oltens konzipieren. Dies, weil ich gerne demnächst öffentlich reüssieren möchte.

Ich möchte darin Erlebnisse am Abgrund, das, mein und unser Grenzgängertum heroisieren. Ich beschreibe die Entwicklungen und Sorgen totaler Weltsverneiner, die ihr Leben leidenschaftlich wie leidenschaftslos vergeuden. Quasi Futuristen, die auf ein Morgen hoffen, aber wohlwissend, dass es keines gibt. Irgendwie ähnlich wie ein Don Draper sich rechtfertigte:

I’m living like there’s no tomorrow, because there isn’t one.

Ich fokussiere Olten, natürlich. Ich erzähle unheimliche Geschichten, kombiniere Figuren ausm Umfeld. Natürlich verbaue ich auch Autobiografisches. Aber wie viel wirklich wahr und real ist, muss nicht entschlüsselt werden. Ich möchte das Leiden, das Sehnen, diese Unendlichkeit, diese Suche, diese Unliebe und Unkultur zusammenfassen, in einige Sätze verdichten. Damit jedermann versteht, wie man ringt, wie man verzweifelt. Weil man ist wie man ist.

Ich werde unsere Geschichten konservieren. Unser Leiden erklären. Mein Leiden. Ich möchte aufzeigen, wieso wir geworden sind, was wir sind. Und was wir werden möchten. Unsere Träume, Sehnsüchte. Ich möchte kein Das Kleine Lexikon der Provinzliteratur kopieren. Ich möchte kein Houellebecq ausm Pariser ins Oltner Umland verlegen. Ich möchte bloss experimentieren; einen Plot konstruieren, indem ich monatlich Episoden konsolidiere.

Einige mögen beteuern, sie wollen nicht als Projektionsfläche sich missbraucht und entehrt fühlen. Ich versichere, dass man keine Figur jemals auf eine Person zurückführen lässt. Das verspreche ich. Ich will nicht wie ein Mann mit allen mich verstreiten, bloss weil ich Figuren zu offensichtlich zeichne. Aber ihr habt mich alle bemust. Ich danke. Ich hoffe, ich bemuse auch euch.

Arbeit macht krank

Sage mir, wo du arbeitest und ich sage dir, wer du bist. Sage mir, wo du gearbeitet hattest und ich sage dir, wie es dir ergeht. Wie Berufsarbeit uns brechen kann.

Ich erleide derzeit, wie ein Arbeitgeber das Leben eines jungen Menschen stört. Wir arbeiten bekanntlich mehr als wir leben. Umso mehr prägt uns das Arbeitsleben. Mehr als uns zuweilen lieb ist. Diese 8.4h pro Tag schneiden sich durch den ganzen Körper. Man kann sie kaum zudecken.

Gordon Gecko schnaubte einst, dass wer einen Freund suche, einen Hund kaufen solle. Weil, so der Business-Kanon, die Firma keine Wohlfühloase sei. Natürlich muss sie das nicht sein; kein verkünsteltes und überteuertes Wellnesszentrum mit Saunalandschaft und Seezugang. Aber eine Firma muss den Menschen ein Minimum an Würde, Respekt und Anerkennung wahren.

Weil das sind Grundbedürfnisse und daher auch in den allgemeinen Menschenrechten erklärt. Wenn Exponenten sich nun “aufgeilen”, vermeintlich hilflose Menschen konstant zu demütigen und zu schikanieren, empört mich das. Ja. Ich find’s kleinlich, zulasten von Mitmenschen sich selber erbauen zu müssen. Ich meine, ich könnte auch meine Mitmenschen plagen, ich könnte sie in vielen Disziplinen dominieren, sie psychisch in den Wahnsinn treiben. Gewiss bin ich fähig, technisch ausgebildet und leider auch erfahren darin, aber ich tu’s nicht (mehr).

Weil ich nicht muss. Weil ich Leben leben lassen kann. Ich bin liberal. Ich kann meine Ziele, Träume und so weiter auch anders durchsetzen. Nicht bloss zulasten meiner Mitmenschen. Aber wenn in einer Firma einzelne Exponenten so agieren, obwohl sie überhaupt nicht müssten, beschämt mich das. Eine Firma, wo man nicht mehr zu sagen sicht traut, was man denkt, respektiert den Menschen nicht. Eine solche Firma, obgleich privat geführt, beleidigt den freien Menschen.

Leider funktioniert unsere Gesellschaft so, dass dort, wo jemand gewinnt, immer jemand verliert. Wir hätten zwar Überfluss; Überfluss an Materiellem, aber auch Immateriellem wie Anerkennung und Respekt. Aber wir können es nicht verteilen, nicht gerecht teilen. Einige häufen alles; beanspruchen alles für sich, als ob die komplette Welt sich um einen drehe. Andere wiederum erhalten nichts, als ob die komplette Welt sich um einen verschwor. Das ist unfair.

Ich bin immer noch, trotz all den Jahren Resignation, Enttäuschung und Ablehnung und was auch immer ich durchleben durfte, immer noch Idealist. Ich weiss, dass alles sich irgendwie rächt. Dass Rücksichtslosigkeit einen früher oder später einholt. Ich wünsche mir für alle Betroffenen eine späte Genugtuung. Irgendwie. Ich habe ein grosses Bedürfnis, dass alle wissen, dass sie nicht alleine sind. Widerstand soll man leisten.

Wie kann man helfen?

Wie viel kann man helfen, bevor man abhängig wird? Hilflos sind wir alle in dieser Welt. Manche sind aber hilflose Helfer. Suchende, Irrende, die ihre eigene Leere füllen, indem sie anderen helfen. Was bin ich?

DBE-Hilflose-Helfer

Mir ist grundsätzlich nicht zu helfen. Das ist aber nicht mein Thema. Mich interessiert, wie viel ich wirklich selbstlos helfen kann, ohne in eine Co-Abhängigkeiten mich zu drängen und ohne mit Erwartungen mich zu überladen, die ohnehin niemals gedeckt werden können. Das interessiert mich, freilich aus aktuellem Anlass. Meine Situation erfordert, dass ich mein Tun stets reflektiere, weil ich sonst mein brüchiges Glück verliere.

Es ist wohlgemerkt ziemlich anstrengend, immer sich hinterfragen zu müssen. Ich brauche eigentlich viel Ruhe, viel Unbeschwertheit und viel Sex. Ich hin müde, auf jeden Schritt zu achten. Doch ich mache es mir selber nicht immer einfach. Einfacher wäre es, irgendeine Frau zu treffen, die “hochverfügbar” wäre und sich total auf mich konzentrieren und mein Ego streicheln würde. Das wäre einfach, zu einfach.

Ich mache es mir manchmal einfach, aber heute nicht, hier und jetzt nicht. Ich will all meine Weisheiten, all meine Erfahrungen nutzen, dass ich diesmal nicht scheitere. Falls ich aber scheitere, dann will ich lernen. Daher prüfe ich mein Verhalten und suche nach geerbten, erlernten oder überlieferten Mustern meines Verhaltens.

Helfen ohne Gegenhilfe ist schwierig. Man erwartet immer etwas. Man hilft zuweilen, um jemanden abhängig zu machen. Hier gut gemeinte 20’000 CHF für die Selbständigkeit, dort endlose Beteuerungen, dass man ohne den Helfer verloren sei. Helfen ist schwierig. Ich selber muss mich zurücknehmen, mich mässigen, nicht zu viel zu helfen. Ich muss meine Rolle schlechtreden.

Gleichzeitig stauen sich unerfüllte Erwartungen. Wie werde ich bedankt werden? Was würde mein Gegenüber für mich tun? Ich stelle mir manches vor. Aber das ist komplett falsch. Ich darf nichts erwarten. Wer hilft, soll das selbstlos. Erwartungen zu wecken oder Druck zu üben, können Ablehnung oder Abhängigkeit auslösen. Hieran reift ein Charakter. Nämlich wie wir mitm Helfen umgehen können.

Ich bin reif und unreif zugleich so wie ich ruhig und unruhig bin. Ich bin hier ambivalent. Ich werde noch lernen müssen, selbstlos helfen zu können, ohne dass ich entweder selber abhängig werde oder jemanden abhängig mache. Abhängigkeit kann trösten, aber je nach Situation tiefe Bedürfnisse verletzen. Bedürfnisse wie Anerkennung, Selbstachtung und Respekt.

Wünscht mir Glück!

1 34 35 36 37 38 42