Mein Tagebuch

Ich reflektiere mich in meinem Tagebuch; mein Tagebuch spiegelt mich. Durch diese Auseinandersetzung entspanne und entschleunige ich mich. Ende 2007 würdigte ich denn auch den “gesellschaftlichen Wert” der Tagebuchbloggerei. Diese Selbsthilfe erspare uns sozialisierte Krankheitskosten. Ich möchte daher das Tagebuch empfehlen; nicht bloss das teilbare, sondern vor allem das private.

Ich rate allen, irgendwo zu notieren, was einen beschäftigt und umtreibt. Das Tagebuch hat für uns Normalsterblichen keinen literarischen, sondern einen therapeutischen Wert wie Nutzen. Wer ohne Tagebuch lebt, riskiert damit, früher oder später sich selber zu belügen, zu entfremden, sein Ich zu beschummeln und darf dann in der unvermeidlichen Mittelebenkrise teure Arztrechnungen bedauern.

Ich und die Literaturszene und mein Gesellschaftsroman

Die Schweiz hat eine kleine Literaturszene hervorgebracht. Sie sind alle ungefähr in meinem Alter. Manche kenne ich sogar persönlich. Andere nicht, noch nie etwas gehört. So oder so muss ich irgendwie mich anbiedern oder vernetzen. Also habe ich mich durchgeklickt. Doch was unterscheidet mich? Was ist mein USP, mein Alleinstellungsmerkmal? Ein Annäherung.

Ich habe weder Germanistik noch Publizistik studiert. Ich schreibe weder Theater noch Rezensionen. Ich bin bloss kaputt. Das ist mein Vorteil. Mein Leben ist kaputt, ich habe Kaputtes in meiner Nähe erlebt. Das lässt mich absondern, aber nicht unbedingt abheben. Denn so kaputt bin ich auch nicht. Es gäbe durchaus kaputtere Menschen, die Kaputteres erlebt hätten. Doch diese sind entweder weggesperrt, gestorben oder können sich nicht ausdrücken.

Wie kürzlich erklärt, vereine ich modernste Management-Techniken mit fatalistischem Weltschmerz. Meine Vollbildung beschränkt sich aufs Wirtschaftlich-Nützliche, meine humanistische Halbbildung kaschiere ich mit einer einseitigen Leseliste. Ich empfinde diese Kombination aber als “explosiv”. Ich stamme nicht ausm Milieu, ich habe einen anderen Hintergrund. Ich habe nie Gedichte in Studentenzeitschriften verewigt. Ich habe mich nie fürs Theater interessiert. Ich war stattdessen “draussen” und unterwegs. Ich füllte unter anderem mich mit Alkohol.

Ob das alles mich auszeichnet? Ich kann gut Befindlichkeitsprosa. Ich kann gut Utopien und Dystopien. Ich verfüge über eine unendliche Vorstellungskraft. Schlussendlich kann alles mit Autobiografischem anreichern. Denn ein prekäres Leben erzählt mehr Geschichten als ein mediokres. Aber genügt das? Weshalb muss man mich lesen; weshalb beispielsweise auch bloss diesen Blog, diese Selbsthilfegruppe für anonyme Futuristen? Für alle Irrenden, Suchenden, Sehnenden und Verrückten? Keine älteren Frauen wie Capus mit romantischer Sehnsucht?

Mein Kolumnenkonzept, das ich wohlgemerkt noch nicht versendet habe, hält nichts zusammen. Es mangelt am Über- respektive Unterbau; am Rahmen, am Plot. Eine grosse Geschichte, damit sich die kleinen nicht verlieren. Das fehlt mir noch. Der Gesellschaftsroman als Genre dokumentiert den Menschen. Den roten Faden meiner Geschichte bilden entweder der Aufstieg oder der Abstieg oder das unstete Zwischenbad. Ich liebäugle mit dem Amoklauf als vorschnelles Ende; mit dem Massaker an der Autobahnraststätte.

Die Geschichte beginne klassisch mit der Geburt. Ein anonymer Freund will sie erzählen. Er will “die Tat” erklären, aber nicht rechtfertigen. Er ist der einzige Freund des Amokläufers. Er schildert den Aufstieg, den Abstieg, die Zwischenerfolge, die Enttäuschungen. Schliesslich endet alles im besagte Amoklauf. So kann ich den Gesellschaftsroman relativ früh abschliessen; ich muss mich nicht ums Altern, ums Verheiraten und Kinderkriegen kümmern.

Aber ja, wer möchte so etwas lesen? Ich habe mir mal die entsprechende Domain reserviert. Eine Art spin-off dieses Blogs? Oder der Überbau meiner Kolumne? Ich werde mich noch beraten und auch beraten lassen. Ich treffe mich in dieser Woche noch mit einem Vertreter der Szene. Ich will seine Meinung erfahren.

Das gute Leben in Olten

Wir haben in Olten einige Literaten. Alex Capus ist der wohl bekannteste und vor allem erfolgreichste. Er schreibt für den Markt. Sein neustes Werk habe ich beschafft und bereits gelesen. Das Leben ist gut. Willkommen bei meiner Rezension. Die NZZaS hat’s bereits getan. Der Tagesanzeiger ebenfalls

Ja, das Leben ist gut. Capus beschreibt darin seinen “Alltag”. Die Geschichten basieren grösstenteils auf, weil sind in seiner Bar. Seine Bar, die ich auch regelmässig besuche, versammelt unterschiedliche Geschichten. Auch ich wünsche mir eine Bar. Ich werde irgendwann eine Bar besitzen. Vorerst begnüge ich mich mit Capus’ Bar und jener des von mir sehr geschätzten K.

Denn so eine Bar füllt unendliche Geschichten. Sie erzählt wirklich ausm Alltag. Denn eine Bar, vor allem wenn’s Capus’ Bar ist, lockt und verführt unterschiedliche Gestalten. Auch mich. Ich beneide ihn gewissermassen. Darin begründe ich auch meine latente Abneigung. Aber grundsätzlich respektiere ich ihn, ich anerkenne ihn. Und das gipfelt auch in dieser persönlichen Rezension. Also.

Hauptsächlich schildert Capus “bloss” sein Leben. Die Geschichten darin sind wohl grösstenteils wahr. Sie sind zwar sicherlich ausgeschmückt, übertrieben, dramatisiert, verschönert. Doch ich vermute, Capus’ Autobiographie hat das Buch schlussendlich produziert. Er verdichtet darin die Monaten, seit er eine und seine Bar betreibt. Denn einen klassischen Plot vermisst man.

Die Sehnsucht oder die Beziehung mit seiner fernen Frau umrahmt grob das Werk. Den Rest füllen Kleingeschichten, Kleinschicksale Oltens. Diese Kleinstadt, wo ich und Capus gleichermassen aufgewachsen und irgendwie doch heimisch sind. Weil wir, so Capus, nie genötigt waren, fortziehen, fortgehen zu müssen. Oltner werden denn auch dieses Buch lieben, weil sie mutmassen, tratschen und rätseln dürfen, wer wen inspirierte. Capus kann dann grosszügig verkünden, alles sei erlogen, erfunden, erstunken und so worden.

Gewiss ist’s ein Werk eines fleissigen Literaten. Es ist eine Art Gegenwartsbewältigung. Capus schreibt, damit er weiss, wo er in der Welt steht. Gegenwartsbewältigung. Nebenbei verdient er Geld. Wir dürfen darin keine ewigen Weisheiten vermuten; er schreibt für sich selber. Aber er lässt teilhaben. Er verpackt Geschichten; er komprimiert sie, damit sie lesbar sind. Das ist sein grosses Geschick. Und das ist schliesslich der oft erwähnte und auch bewunderte Capus-Stil.

Ich gewinne aber keine neuen Erkenntnisse. Capus verarbeitet nicht sein Leben. Er schildert bloss, er beschreibt. Dieser Stil ist aber angenehm; er belehrt nicht, er hinterfragt nicht. Manchmal kann man ihn als Romantiker verübeln. Wenn er beispielsweise immer wiederholen muss, er besitze kein Natel. Er ist kein Futurist; er liebt nicht die Beschleunigung. Er liebt das Beständige. Er trotzt und leistet Widerstand. Das besänftigt mich dennoch, weil’s ihn menschlich und fehlbar macht.

Das Buch liest sich schnell und gut. Die Sätze sind kurz. Zwischendurch erheitern einen Dialoge. Immer wieder offenbart er romantische Zivilisationskritik, die aber immer wieder berechtigt ist und wohl alle berührt. Als Gelehrter der Produktentwicklung spekuliere ich, er schreibe für eine Zielgruppe. Seine Zielgruppe jubelt; sie sucht diese Passagen der romantischen Zivilisationskritik. Capus verkörpert die Sehnsüchte älterer Frauen; er ist Mann, durchaus, offenkundig romantisch. Seine Frau wird’s wohl danken.

Der Roman entspannt und beruhigt. Er hatte mich mit der Person dahinter, mit Capus selber, befriedet und versöhnt. Aber ich erwarte mehr. Es ist noch nicht sein finales Alterswerk, das alles vereint. Dafür ist’s noch zu früh. Also warten wir. Also warte ich. Ich danke ihm dennoch.

Todessehnsucht der Randständigen

Ich durfte beobachten, wie ein Junkie ins Wasser sich stürzte. Mit Rucksack, mit Kleidung, mit Sonnenbrille. Er scheute und fürchtete nichts. Und plötzlich spuckte er in der Aare; kämpfte, leistete Widerstand. Er verlor seinen Rucksack, seine Sonnenbrille. Es störte weder ihn noch die anständig gekleideten Menschen gegenüber. Es war schön. Seine Furchtlosigkeit, seine Todessehnsucht. Er fühlte sich vermutlich noch nie so lebendig. Das war seine Art, sich zu vergewissern, dass er noch lebe. Ich hoffe, er überlebt’s und ich muss morgen im Oltner Tagblatt keine Schlagzeile wegklicken.

Unsere Familien sind wir

Wir alle haben eine Familie geerbt. Wir alle hadern mit unseren Familien. Gewiss kann man eine Familie nicht aussuchen, so ein Sprichwort. Also müssen wir uns arrangieren. Doch ebendamit zaudern wir. Denn wir wollen bloss Beziehungen, die wir wirklich und wahrhaftig wollen.

Auch ich habe eine Familie. Ich fühle mich zwar entwurzelt, fremdgeworden und hineinverpflanzt, aber dennoch habe auch eine Familie. Wir können darüber klagen, dass wir keine oder keine richtige Familie hätten. Wir können uns bemitleiden, wir können nach einigen Barstunden darüber entsetzen und empören. Doch letztlich haben wir alle selber zu verantworten, wie und vorallem was und wer unsere Familie ist.

Denn wir gestalten unsere Beziehungen. Wir formen unsere Familie. Wir sind die Familie. Wir verkörpern sie. Wenn wir sie “leugnen”, abstreiten oder abstossen, weil wir nicht mögen, weil sie keinen Spass verheisst, dann verschulden wir selber, dass wir plötzlich wirklich keine oder keine richtige Familie haben. Denn eine Familie erfordert Anstrengung. Wir müssen stets uns bemühen.

Ich möchte nicht kurz vor meinem Tod resümieren müssen, dass ich keine Familie hatte. Weil dann ist’s zu spät, um Beziehungen zu festigen und zu stärken. Dann können wir uns bloss noch verbittern und einander beargwöhnen. Dann können wir bloss wirklich einsam siechen, bis wir letztlich sterben und ohne Erinnerung das eigentlich gute Leben beenden. Wir müssen also Widerstand leisten; Eitelkeiten zügeln.

Also, bemüht euch! Überwindet euch! Solidarisiert und verschwört euch! Vernetzen wäre das zeitgemässere Wort, gewiss. Investiert. Liebt, ohne dass eure Liebe jemals erwidert werden muss. Liebt selbstlos. Liebt einfach eure Familie. Egal was sie tut, egal was sie denkt. Versteht. Versteht deren Situation. Aber erzwingt kein Verständnis für eure. Wer wirklich selbstlos lieben kann, kann tiefe Zufriedenheit erfahren. Versteht.

Meine Bewerbung für einen Kolumnenplatz

Mein Bewerbungsschreiben. Ich bemühe mich um einen Kolumnenplatz. Ich möchte gerne erzählen. Mein elevator pitch.

Für alle Suchende, Irrende, Unerfüllte, Verrückte und Sehnsüchtige, welche nach Wahrheit, nach Erleben, nach Intensität, nach Antworten und freilich nach Sinn und Leben trachten, ist Der Doppelgänger die periodische Kolumne, der Platz, weil anders als die Mitbewerber der Doppelgänger nicht bloss mit gesundem Essen und politischen Aktionismus sich beruhigt, sondern direkt das Unbehagen mit und in dieser Welt verdeutlicht, ist Der Doppelgänger die Projektion, der Platz fürs Leben.

Die Leser erhalten folgende Vorteile

  • Anleitung zum Glücklichsein
  • Frische Gegenwartsbewältigung mit und in dieser Welt
  • Erfahrungen nur für Verrückte
  • Verständnis der Unkultur Oltens

Meine aktuellen Referenzen sind folgende Geschichten:

Diese Geschichten vermitteln, womit ich die Leserschaft unter anderem konfrontieren möchte. Es sind entspannte, aber konkrete Botschaften ausm Leben eines Doppelgängers. Quasi ein Prototyp dieser Generation. Wir alle baumeln, hadern und verlieren uns. Ich verstimme das Leben bloss. Ich helfe. Aber ich hinterlasse Fragen, Zweifel. Ich orientiere und verwirre zugleich.

Ich brauche bloss einen Raum, ich brauche bloss Platz. Ich fordere maximal 5’000 Zeichen. Und Periodizität.

Was ist Gegenwartsbewältigung?

Es ist nicht verwerflich, sich behandeln zu lassen. Ich billige das. Ich selber behandle mich nicht professionell. Ich bin zwar auch “krank”, aber ich kann damit irgendwie überleben und schade niemandem. Und solange taugt dieser Blog, dessen Untertitel ja “Selbsthilfe” beinhaltet.

Ich kenne persönlich niemanden, der klassisch “normal” ist und wirklich tiefes Glück empfindet. Vermutlich können bloss die Dummen glücklich sein. Sie heiraten, erziehen Kinder. Sie genügen in ihren Jobs sich. Eventuell bessern sie ihren Marktwert mit gefälligen Weiterbildungen.

Weshalb sind wir so verloren? Weil wir nach Glück suchen, aber keines finden. Wir haben keine Anleitung erhalten. Das ferne Glücksversprechen, wir können haben, was wir wollen, überfordert uns. Wir sind betrogen worden. Wir können weder haben, was wir wollen, noch wollen, was wir haben können.

In keiner Lebensschule werden wir vorbereitet, was wir bewältigen müssen. Gegenwartsbewältigung ist folglich meine Wortschöpfung. Die Psychiatrie lindert bloss das Schlimmste. Wir brauchen mehr Lebensschulen. Wir brauchen mehr Lebensphilosophie. Ich möchte nicht alle meine Liebsten in Behandlung wissen.

Denn ich misstraue diesen Ärzten. Was haben sie erlitten? Was befähigt sie? Ein jahrzehntelanges Studium? Haben sie jemals eine Scheidung gespürt. Haben sie jemals eine Sinnkrise gemeistert? Waren sie jemals ausgegrenzt, diffamiert worden? Waren sie jemals verletzt worden? Es sind doch bloss reine Lebensläufe.

Die Literatur deckt diese Versorgungslücke. Doch Literaten helfen vordergründig sich selber. Sie schreiben, damit sie nicht sterben. Ich bin hier nicht besser. Ich überlebe, weil ich schreibe. Als Abfallprodukt wächst dieser Blog. Aber ich überlasse dennoch die Menschen ihrem Schicksal; ich habe keine Rezepte.

Vor Jahren wollten S. und O. und ich eine Firma begründen. Sansaar. Sansaar sollte unversteuerte Gelder versteuern. Sansaar hätte aber auch Lebensberatung anbieten sollen; kraft der Erfahrungen von S., O. und mir. Echte und ehrliche Lebensberatung, eine Art Lebensschule und Gegenwartsbewältigung. Das Projekte endete vorzeitig.

Meine bürgerliche Sehnsucht

Bekanntlich verabscheue ich Mittelmässigkeit. Das bürgerliche Leben repräsentiert Mittelmässigkeit. Doch auch ich ersehne ich gewisse “Normalität”. Ich mag kein blosses unstetes Leben, keine unendliche Hast, keine unendliche Rastlosigkeit. Ich mag’s gerne beständig. Weil ich Beständigkeit mag, habe ich es auch relativ lange in Lostorf “ausgehalten”.

Ich habe in den letzten Jahren durchaus das Verlangen entwickelt, mich zu beruhigen, meinen Rhythmus zu entspannen. Ich mag nicht dauernd mich schmerzen, verletzen und quälen. Ich muss nicht immer damit spüren, dass ich noch existiere und irgendwie überlebe. Ich kann Glück abgewinnen davon, ein geregeltes, relativ normales und zuweilen unspektakuläres Leben zu führen.

Ich kann durchaus zweisam einen Wocheneinkauf meistern. Ich kann durchaus zweisam verreisen. Ich kann durchaus zweisam einen Haushalt bewirtschaften. Ich könnte technisch kochen, putzen und kleine handwerkliche Angelegenheiten regeln. Ich kann Katzen hüten und mit Kleinkinder spielen. Ich kann mich mit Schwiegereltern austauschen. Ich kann meinen Egoismus zügeln, ich kann mich zurücknehmen.

Ich kann mich auch fortpflanzen. Ich habe jahrelang “geübt”, ich kenne diverse Praktiken. Ich hatte mich zeitlang auch ordentlich “ausgetobt”. Aber ich verspüre keine Sehnsucht, mich weiter austoben zu müssen. Ich habe keine Lust. Ich erfahre zwar gerne Grenzen, ich übertreibe zuweilen. Aber gleichermassen wünsche ich mir gewisse Normalität. Ich will Alltag. Ich will Alltag.

Ich kann mir technisch vorstellen, eine Familie mit einer lieben Frau zu begründen. Eine Frau, die viel Liebe versprüht. Die fürsorglich ist. Die kochen kann. Die lachen kann, die manchmal tiefenentspannt ist. Die aber auch sich durchsetzen kann. Eine Frau, die gerne geniesst und lebt. Ich wünsche mir eine Beziehung als Team, eine Familie als Team. Ich wünsche mir das, bevor ich sterbe.

Ich habe bereits mit 27 mir geschworen, dass ich bürgerlicher leben wollte. Ich habe es versucht. Ich habe mich manchmal selber betrogen. Ich habe mich manchmal selber sabotiert. Die Umstände damals waren wohl nicht immer ideal. Ich hoffe, sie werden besser. Aber je älter man wird, umso schwieriger ist alles. Plötzlich ist man 40, mit Kindersehnsucht, mit Sehnsucht nach Häuslichkeit, aber alleine.

Die sinnliche Autobahn

Die ersten Pfade durch unsere Natur entstanden bloss, weil jemand Spuren folgte. Das Verhaltensmuster wiederholt sich im Schnee. Wir stampfen in den Schritten eines Vorgängers. Das beruhigt und vergewissert uns, einen richtigeren Weg zu schreiten.

Die ersten befestigten Strassen unserer Vorfahren schlängelten einträchtig sich mit und durch die Natur. Diese Strassen berücksichtigen alle natürlichen Hindernisse. Doch solche Strassen verschwinden immer mehr. Sie sind weder effizient noch effektiv. Sie verlangsamen uns.

Die modernen Autobahnen dagegen zwängen, trotzen ihren Weg. Über Schluchten ist die Strasse gestelzt. Erhebungen sind durchbohrt. Die Strasse nimmt ihren optimalen Verlauf. Die Neigung ist exakt kalkuliert. Die Strasse ist kein Zufall. Sie beschleunigt uns.

Die alle Naturgewalten ignorierende Autobahn repräsentiert für mich die totale Naturbeherrschung. Daher liebe ich Autobahnen. Ausm selben Grund liebe ich denn auch Kernenergie.

DBE-Biberstein

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