Mit mir selber

Ich beschäftige mich bevorzugt mit mir selber. Ich habe früher schon stundenlang gespielt, meine Legowelten erschaffen, darin Geschichten erzählt. Niemand konnte je teilhaben, niemand liess ich teilnehmen. Ich war Schöpfer meiner eigenen Welt. Niemand konnte mich beeinflussen, mich stören oder sonstwie verändern.

Später erschuf ich virtuelle Welten, grossartige Netzwerke, Verbindungen. Gemeinnützige Server, liberale Ideen; ich lebte einen gewissen internationalen und digitalen Idealismus vor. Ich war aber ziemlich alleine physisch. Niemand verstand, was ich dort tat. Ich traf mich selten mit diesen virtuellen Personen.

Ich konnte ihnen bloss in Basel und Bern und Brugg begegnen, allesamt fern meiner Heimat Olten. Ich war in den virtuellen Welten ein Meister, ein Schöpfer; ich war mit mir selber beschäftigt. Ich konnte stundenlang basteln, mit Ports und Konfigurationen experimentieren, einen kleinen Cluster errichten, Netze knüpfen. Und so weiter.

Ich war alleine, ich war auch glücklich. Dasselbe in der Sexualität. Ich kann mich selber perfekt steuern. Niemand kann das so gut wie ich. Ich kann voraussagen, wann ich komme, wie ich komme. Ich kann meine eigene Sexualität kontrollieren. Ich hänge nicht von der Erfahrung oder vom Können einer Drittperson ab. Manchmal ist das einfach besser.

Oder ich träume alleine. Ich kann meine Träume nie teilen. Sie sind nicht teilbar, weil ich sie (noch) nicht richtig artikulieren kann. Irgendwann kann ich sie ausdrücken, ich kann sie der Welt zugänglich gestalten. Doch bis dahin bin ich einsam damit. Ich erprobe Kunstformen, um diese Visionen und Träume zu vergegensächlichen. Bislang vergebens.

Ich kann einfach zurücklehnen, irgendwohin starren und dann alle Gedanken rasseln und purzeln lassen. Ich kann so stundenlang verweilen, gedanklich hoch und hinabsteigen. Ich phantasiere dann von anderen Zeiten, ich erweitere meinen Lebensentwurf. Ich bin dann einfach froh, glücklich. Diese Momente kann ich leider nicht vermitteln.

Leider ist letztlich Vieles niemals oder schwer vermittelbar. Die Kunst war stets ein Ausdrucksmittel einsamer Stunden. Man wollte Gedanken, Phantasien, Gefühle, Ideen kommunizieren. Oftmals misslang das Anliegen, man verstand selten, meistens missverstand man bloss. Man konnte stets überinterpretieren, verfälschen.

Das viele mit-mir-selber allerdings hat aber den Effekt, dass ich mich zu oft bloss auch mich selber drehe und meine Mitmenschen vernachlässige. Alleine dieser Blog nährt meinen kleinen Narzissmus. Doch ich muss, ich war schon immer so. Ich muss irgendwie überleben, irgendwie auch mich selber überlisten – mich selber.