Mein Reisebericht aus Wolhusen

Wolhusen ist in einem schmalen Tal eingeengt. Die Bahn und die überlastete Hauptstrasse quälen sich durch gestreckte Dorf. Das Tal verzweigt sich. Einmal Richtung Langenthal, einmal Richtung Langnau. Ich habe einen persönlichen Bezug zu diesem Dorf. Schliesslich habe ich mal in einer Telefonkabine hier genächtigt.

Ich habe mich mit Alkohol in der Dorfkneipe ausreichend betäubt. Ich habe mit einigen locals diskutiert. Mit einigen Nutten geflirtet. Wolhusen war bloss meine Nachtruhe für Schangnau. Die Mädchen sind nicht schöner, sie sind bloss natürlicher, weil abgefuckter oder braver als in den grossen Städten.

Heute besuchte ich wieder Wolhusen. Das Dorf deprimiert mich. Zu eingekesselt. Zu verloren. Ich fühlte mich gefangen. Ich hatte keine Weitsicht. Ich fühle mich eingekreist. Dort produziert nebenbei eine Pharmafirma Produkte mit der höchsten Marge weltweit. Eine Familie namens Geistlich besitzt diese Firma komplett. Die Firma publiziert bloss die Vollzeitstellen.

Irgendwie mystisch. Ich habe deren Produktionslinien beobachtet. Sie werden ausschliesslich von flinken und bedürfnisarmen Frauen bedient. Die mittleren Chefs sind Männer aus der Gegend. Gross und stämmig und verwurzelt. Die oberen Chefs und die gesamte Forschung und Entwicklung ist internationalisiert. Bloss der CFO ist Schweizer.

Und die Eigentümer. Spannend. Das ist also der Produktionsstandort Schweiz. Irgendwo in der Pampa Millionen schaufeln. Niemand bemerkt’s. Ein mittlerer Chef hat angekündigt, dass die Löhne der Frauen nicht mehr jährlich korrigiert werden müssen. Sie sind nun sehr überdurchschnittlich. Allen geht’s gut. Man ist eine richtige Familie.

Das muss wohl Wolhusen sein.