Fragend führen

Auf Team-Level glücke ich; ich bin der bodenständige Kumpel. Ich bin eine Vertrauensperson. Mit meinen Techniken kann ich gut beeinflussen, formen und gestalten. Ich bin sehr suggestiv, sehr manipulierend. Und sehr erfolgreich. Aber aufm C-Level scheitere ich derzeit grandios. Ein ehemaliger CEO hat mich mal enttarnt.

Er hatte aufgedeckt, dass ich ihn permanent beeinflusse und unter Druck setze, um meinen Willen durchzusetzen. Auf C-Level sind die Eier grösser, die Egos komplizierter. Mit meinen althergebrachten Techniken scheitere ich dort. Es geht nicht also nicht darum, dass das C-Level eine Idee von mir “mietet”, sondern meine Ideen “besitzt”.

Nicht Rent-a-David, sondern Own-a-David. Ich muss sie so überzeugen, dass sie einerseits die Dringlichkeit erkennen und andererseits die Lösung dazu selber erarbeiten können. Und das Gefühl haben, dass das alles ihre Eingebungen waren, aber sie dennoch mich in diesem Prozess als unerlässlich und kompetent empfunden haben und mich jederzeit empfehlen würden.

Eine klassische Prozessberatung quasi. Doch ich bin derzeit ratlos, wie mir das gelingen soll. In der Theorie bin ich einigermassen geschult; ich glaube sogar zertifiziert darin. Aber in der Praxis noch nicht ausreichend erprobt. Deswegen konstruiere ich derzeit einige Rollen-Spielchen. Das mag wohl “muschihaft” anmuten, ist aber notwendig.

Denn im C-Level hat man bloss eine Chance. Sobald ein C-Level bemerkt, dass man ihn beeinflussen, ja gar manipulieren möchte, wird man sofort entfernt. Ich kann mir einen solchen Fehler nicht erlauben, ich schultere erhebliche unternehmerische Risiken und muss daher ein wenig strenger sein. Folglich übe ich bloss, trainiere für den Ernstfall.