Month Mai 2021

Mein Liebesleben

Ich habe schon etliche Male hier das Ende meines Liebesleben bedauert. Ich möchte mich gerne hier wiederholen. Gewiss hoffe ich weiterhin, dass mein Liebesleben mich bald wieder befeuert. Andererseits nach ungefähr zwei Jahren habe ich auch damit abgeschlossen und akzeptiert, dass nichts passiert.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich urplötzlich in eine Frau verliebe, ist sehr gering. Ich bin nicht zwingend lustlos, ich kann für Frauen Lust empfinden, sie begehren. Aber ob ich mich verliebe, ist ungewiss. Denn ich bin schwierig zu vermitteln. Die Gesamtsituation ist nicht gerade anziehend.

Meine Gesamtsituation könnte höchstens kaputte oder kranke Frauen begeistern. Doch ich möchte mich nicht erneut mit einer Frau ausbremsen, die krank ist und bloss meine Geduld oder Gutmütigkeit strapaziert. Ich möchte nicht erneut zwei Jahre meines Lebens wortwörtlich verschwenden.

Ich wäre technisch nicht abgeneigt, eine Frau zu schwängern. Sie müsste aber in Basel-Stadt wohnhaft sein; ihre Schriften kann sie deponieren wo immer sie mag. Ich habe meine technischen Vaterfähigkeiten bereits erprobt und weiter trainiert. Ich könnte die Herausforderungen einer Patchwork-Familie meistern. 

Jetzt müsste sich bloss noch eine für mich begeistern. Ich bin technisch nicht so verwerflich wie manchen scheint. Leider bin ich allmählich verfettet; habe einen Frustranzen. Den werde ich rasch los. Auch bin ich einigermassen entfremdet. Doch eine nette Frau könnte mich auch wieder in Gesellschaften einführen und vernetzen. Technisch kann ich mich einigermassen ausdrücken oder so halber weiss ich mich auch zu benehmen.

Ich habe auch einen Beruf und sogar Hobbys. Natürlich ist meine Einkommenssituation in diesem Jahr angespannt. Aber das löst sich bald. Sobald die KESB-Altlasten ausgeglichen sind, stabilisiere ich mich wieder und kann meine Sparquote maximieren. Finanzielle Sicherheit ist für die heutige Frau bewusst nicht wichtig, aber unbewusst ist sie es immer. 

Allerdings bin ich stark vernachlässigt worden in den letzten Jahren. Ich bin sehr hungrig und müsste sehr viel kompensieren. Das wiederum könnte abschrecken. Ich möchte sehr viel knutschen. Ich möchte sehr viel Zeit verbringen und beinahe alles andere vergessen. Meine Arbeitskollegen fürchten bereits eine Sommerliebe. Ich kumuliere monatlich Minusstunden. Ich kann einfach nicht zu viel arbeiten. 

Wer wagt es?

Mit Gelassenheit

Eventuell habe ich meine Mikrodosen an Eskapismus der ununterbrochenen Programmierung überstrapaziert. Derweil die Pandemie längst historisch ist, weil alle Menschen hierzulande nicht im Home-Office vereinsamen können oder zwanghaft verreisen müssen, habe ich sie genutzt, um mich zurückzuziehen, um der Welt zunehmend mich zu entfremden.

Leider muss ich wieder zurückkehren. Zaghaft resozialisiere ich mich. Ich treffe mich in Olten mit Gleichgesinnten. Die politischen Debatten verweigere ich weiterhin. Kommunal wähle ich bloss plusminus gleichaltrige Frauen des Aussehens wegen. Die Vorstellung, dass eine geile Mieze, die höchstwahrscheinlich sexuell aktiv ist, den Stadtstaat regiert, ist eine anregende.

Föderal sind einige Abstimmungen pendent. Sie sind allesamt uninteressiert, sie betreffen nicht meinen politischen Kern. Daher ignoriere ich sie. In Whatsapp- oder Threema-Gruppen versuchen mich Mitmenschen aufzuklären. Ich erwidere jeweils mit einem angemessenen Emotion. 

Die westliche Zivilisation ist weiterhin stabil. Die EU existiert, die NATO ebenfalls. Natürlich provozieren die Herausforderer. China, Russland, manchmal sogar der Irre am Bosporus. Das beunruhigt mich nicht. Ich habe die Planspiele Denkfabriken konsultiert, wie hoch die wirtschaftlichen, menschlichen und moralischen Verluste wegen eines konventionellen Taiwan-Konflikts ausfallen könnten.

Das alles beunruhigt mich nicht. Wir erleben eine typische Transformation. Die Geschichte ist längst nicht aufgehoben. Hier eine mutmassliche zurückfallende Supermacht, die aber unbeirrt einen ganzen Kontinenten beherrscht, wo Einzelne unterdessen den Mars kolonisieren oder die Welt digitalisieren wollen. Dort ein gealtertes Europa, das innerhalb der Blauen Banane weiterhin dynamisch und pulsierend ist. 

Dazwischen eine Schweiz. Als Kleinstaat sind wir der Geschichte ausgeliefert. Während einer globalen Transformation isolieren wir uns. Emotional mit dem Reiheneinfamilienhaus im dritten Agglomerationsring Zürichs, politisch mit Scheindebatten, ob der unschuldige Berset heimlich eine Corona-Diktatur installiert habe oder ob Pestizide Babys vergiften könnten. 

Ich bin überzeugt, dass die Transformation glücken mag. Ich favorisiere weiterhin den Endzustand einer globalen Föderation. Ein geeinter Planet. Einheitliche Forschung, soziale Wohlfahrt, Lebensmittelversorgung; kluge und nachhaltige Ausbeutung der regenerativen natürlichen Ressourcen und freilich eine friedliche Erkundigung Sonnensystems. 

Der Weg dorthin ist beschwerlich. Und gewisse Rückschritte muss man verkraften. Die letzte US-Administration war beispielhaft, dass die Menschheitsentwicklung nicht linear ist. Selbstredend vermute ich noch einen grösseren Krieg, der schliesslich uns befähigt, nicht bloss den Nationalstaat oder halbherzig die EU als grössere Identifikationsnenner zu akzeptieren, sondern auch den gesamten Planeten.

Bis dahin werden noch einige Krisen, Pandemien und Kriege wüten. Sie werden versuchen uns zu entmutigen. Ich empfehle Gelassenheit. Und natürlich eine nette Aussicht. Dank Internetz ist es möglich, jede Krise, jede Administration, jedes Scharmützel irgendwo auf der Welt in Echtzeit zu geniessen.