Month August 2016

Ich bin auf Instagram

Beruflich operiere ich auf fast allen Plattformen. Ich publiziere Selbstgemaltes, Geklautes oder Kluges über meine Branche. Das sind Zusammenfassungen wie man beispielsweise ein Kickoff vorbereitet.

Im #Agile Kickoff ist für mich das wichtigste, einen Nordstern und ein MVP zu definieren.

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Aber neuerdings habe ich etwas wirklich Privates publiziert. Ein Drohnenfoto! Zumindest auf Instagram. Das war mein erstes Mal. Um meine Marke langfristig zu positionieren, muss ich irgendwann ohnehin “privater” werden. Derzeit bin ich bloss eine Berufsmaschinen auf allen diesen sozialen Plattformen; auf Facebook konsumiere ich nur.

Neubau 🙂

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Was soll ich tun?

Wohin soll ich verreisen?

Ferienzeit. Ich muss Ferien nehmen. Ich bin irgendwie völlig durchnässt. Doch wohin soll’s mich treiben? Ich habe derzeit keine Agenda. Ich habe auch keine Lust, gross und alleine zu verreisen. Wenn, dann möchte ich bloss irgendwo im Süden der Schweiz liegen, spazieren, lesen und immer dasselbe futtern und gelegentlich mit einem Mobility-Auto ausfahren.

DBE-Tessin

Türkisch-amerikanischen Beziehungen

Die Welt dreht sich weiter. Seit Erdogans “Röhm-Putsch” bewegen sich einige Fronten. Die wohl wichtigste hat Telepolis, mein Lieblingsmagazin seit Jahrzehnten, aufgehellt. Nämlich die türkisch-amerikanischen Beziehungen drohen sich zu verschlechtern. Das besorgt nicht bloss die NATO, das besorgt auch mich. Denn Türkei empfand ich bislang als mehr oder weniger verlässlichen Partner.

DBE-Incirlik

Bin ich ein Klammeräffchen?

Klammeräffchen

Ja, ich sehne mich verdammt nach Liebe, der Schrei nach Liebe ist unendlich in mir. Er treibt und motiviert mich. Ich kann viele Aktivitäten mit dieser unerfüllten Sehnsucht erklären. Auch kürzliche Eskapaden kann man damit “einigermassen” begründen. Wenn man Liebe erfahren hat, ist man besessen, das kleine Glück zu konservieren, zu bewahren. Vermutlich für kältere Tage. Aber diese Besessenheit kann das komplette Glück gefährden. Man verhält sich plötzlich irrational; noch irrationaler als “normal” Liebende für üblich sind. Ich selber bin verzaubert worden. Aber seit meinem kalten Entzug kann ich mich nicht mehr beherrschen. Ich bin sehr angeschlagen, nachdenklich, melancholisch und wünsche mir die Erlösung.

Gewiss hängt mein privates Glück nicht komplett an einer Liebe. Es hängt nicht davon ab. Aber es beeinflusst es. Meine Identität beeinflusst es. Mein Leben verändert es. Das ist natürlich. Wenn zwei Menschen sich verschmelzen, sprich lieben, dann werden sie automatisch ein gemeinsames Leben fortführen. In der Ehe endlich eint man sich als eine natürliche Rechtspersönlichkeit. Also ist’s nicht verkehrt, einander zu sehnen, einander helfen zu wollen, sich für einander zu interessieren, einander zu teilen. Das bedeutet mir Liebe.

Meine Furcht ist jene der Abweisung, Ablehnung. Ich habe selber zeitlebens unzählige Frauen abgewiesen, aus teils wirren Gründen wie “es ist mir zu intensiv” oder ebenso fragwürdigen wie “ich möchte ein anderes Leben haben”. Ich bin nicht bloss der grosse Verführer, ich bin auch der grosse Verhinderer. Ich hatte etliche Liebschaften verhindert, erstickt, bevor sie überhaupt wachsen konnten. Trotz alldem fürchte ich selber die grosse Abweisung, Ablehnung, den Verlust. Die Furcht ist umso grösser, je intensiver die Gefühle sind. Diese Gegensätze schaukeln sich hoch. Sie steigern sich. Ich werde allmählich behämmert.

Da erstaunt’s nicht, dass ich gelegentlich klammere und mich regelrecht hineinstürze. Das Muster wiederholt sich. Aber diesmal durchbreche ich es. Diesmal werde ich das Muster brechen. Ich werde mich nicht total fokussieren, meine eigene Liebe total einer Person widmen. Ich werde “haushalten”. Ich will zwar immer alles und viel und intensiv und total, aber ich werde mich mässigen. Mässigen müssen. Eine Veränderung wagen. Einen Aufbruch schaffen.

Wie wahnsinnig bin ich?

Ich weiss nicht, ob ich wahnsinnig bin oder nicht? Doch wer einem friedlichen Festival droht, alle zu erschiessen und nachher sich selber auch, hat wohl ernsthafte Schwierigkeiten. Ich war auf einem sozialen Amoklauf. Ich wollte Anerkennung durch Ablehnung. Ich fühlte mich so ungeliebt, dass ich nichts mehr spürte. Ich wollte, dass sich meine Mitmenschen wenigsten noch empören, widern und eklen. Ich denke, das ist mir gut gelungen. In der Schule schimpfte man das den Klassenclown; Aufmerksamkeit durch Frivolität. Aber im Erwachsenenleben? Ist der Künstler der Hofnarr? Ich bin der totale Antiheld. Eine tragische Figur?

Hess-Liegend

Die harmlose Kultur der Schweiz

So wie das Land so die Kultur. Ein gewisser Christian Jungen beschwert in der letzten NZZ am Sonntag sich, dass unsere Kultur ihn langweile und dass bloss noch ein gewisser Lukas Bärfuss ihn kitzle. Sie ahnen aber nicht, was sich abseits aufbraut.

Ich schrieb im 2008 im ensuite eine miserable Abhandlung über den zeitgenössischen Künstler in den grossen Städten. Ich formulierte hochmütig Sätze wie:  

Ein gesunder Künstler ist so krank wie ein verheirateter Philosoph.

Mit diesem Artikel “verarbeitete” ich L. Aufnahme in die Kunstschule. Ich war damals sehr enttäuscht. Denn er verkörperte der ideale Künstler. Suizidal, versoffen, selbstzweifelnd, eigenbrötlerisch, asozial. Ich wollte die Szene nicht vergessen, als er sich einmal in mein Zimmer schlich, mit einem Messer bewaffnet und mich in grösster Desperation bat, dass ich ihn als Freund aufschlitzen solle. Ich hab’s erwartungsgemäss nicht getan. Wir flüchteten uns in die nächste Nacktbar, kauften uns zuvor noch eine Flasche Wodka und Martini. Und versoffen dann alles.

Ich hatte mit L. damals ein Projekt, um den Amoklauf zu beschreiben. Ich bin heute noch von Amokläufen fasziniert. Was ist der Trigger, was ist der Moment, der einen Amoklauf auslöst? Ein Kollege T., zeitweise Mitbewohner, äusserte mehrfach den Wunsch, nach seinem Abschluss einen Amoklauf durchzusetzen. Doch zunächst würde er seinen allgemeinen Entzug brechen; Nutten ficken, sich vollsaufen und dann so viele Drogen wie möglich konsumieren. Es war seine Art, sich zu verabschieden. Er hat sich mittlerweile anders verabschiedet und ist verständlicherweise weggesperrt worden. Er lebt weiterhin in Askese und ist fern dieser Welt.

Ich mag bis heute keine Cüpli-Künstler. Das sind für mich bessere Hipster. Ich mag eher die engagierten Künstler, die zum Beispiel hier in Olten urbane Gärten kultivieren, Feste veranstalten und auf Facebook gegen die “Gentrifizierung” in Olten ankämpfen. Ich kenne die Akteure fast allesamt persönlich, habe aber aus persönlichen Gründen keinen Kontakt mehr, weil ich mich damals für ein bürgerliches Leben “entschieden” habe. Dann lieber solche Künstler. Doch letztlich sehne ich mich weiterhin nach dem teuflischen Künstler.

David-Gitarre

Solche Kunst ist, um meinen uralten und beschissenen Artikel zu zitieren, “kühl-kalt einerseits, glühend-impulsiv anderseits”. Bloss, um weiter zu kopieren, “unbequeme, weltscheue, nur beschränkt gesellschaftstaugliche Autisten” vermögen sie zu produzieren. Ein solches Leben ist gewiss ungesund; man darf auch früher sterben. Einen Künstler seinen Lebensabend mit einer Monika im Norden Italiens fristend? Das ist irgendwie verstörend.

Ich werde die schweizerische Kultur nicht “retten” oder so. Aber ich werde sie demnächst aufrütteln und Schicksale zusammenfassen und Geschichten erzählen. Heute feiern wir irgendwie den Nationalfeiertag. Aber ich möchte nicht, ich möchte kotzen. Natürlich bin ich dankbar, dankbar für die Ausbildung, dankbar für meinen Job oder so, dankbar für die Sicherheit und politische Stabilität, dankbar, dass man mich nicht wegsperrt, obwohl man sicherlich genügend Gründe finden könnte. Und so weiter. Aber ich habe so ein starkes Unbehagen mit mir, mit der Welt, mit allem. Ich habe mich in dieser Hinsicht nicht gebessert.

David-Posierend

Denn für mich ist’s weiterhin unerträglich, dass wir voll reich sind, andere aber hungern dürfen, über unsere Zäune krabbeln, um dann weggewiesen zu werden. Und dass wir die grossen Fragen und Probleme unserer Zeit nicht beantworten können, weil wir beschäftigt sind, gut auszusehen, einen guten Eindruck zu hinterlassen, mehr Kohle zu schaufeln und irgendwie eine Liebe des Lebens zu finden. Wir sind alle so beschäftigt, dass wir uns gar nicht beschäftigen können und wollen, was ringsherum passiert. Wir erlauben uns den totalen Eskapismus, weil wir ja zum Bruttosozialprodukt beitragen. Das entschuldigt alles.

Eventuell werde ich mich heute wieder betrinken und mich an teuflische Künstler erinnern.

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