Month Januar 2015

Währungskrise? – Wieder vergessen!

Die momentan noch als Hintergrundsrauschen wahrnehmbare Währungskrise wollte ich am Höhepunkt kommentieren. Leider habe ich diesen Höhepunkt verpasst. Nun verfault das Thema immer mehr. Doch das kommt mir entgegen.

Denn ich hätte nicht mehr verhindern können, dass ich mich ausgetobt hätte über Scheindiskussionen innerhalb des Spektakels. Ich verabscheue nämlich Sondersendungen, Sonderberichterstattungen und Sonderbeilagen. Sie alle verstärken bloss mein Gefühl, es sei surreal. Diese hypnotischen Wiederholungen und Beschwörungen betäuben einen fast.

Ich bin erleichtert, ist’s nun vorbei. Einige Nachzügler werden zwar noch einige Gedanken repetieren, damit ist’s aber auch wieder erledigt.

Sehnsucht nach Geselligkeit

Man schimpft Menschen als Geschöpfe, die in Gruppen gerne sich verschwören. Ich selber befürworte Verschwörungen, Verbrüderungen. Allerdings habe ich dieses Bedürfnis in den letzten Jahren vernachlässigt.

Verursacht hat dies – nicht überraschend – eine feste Beziehung, die sich unter anderem auch durch einen gemeinsamen Haushalt definiert. Ein gemeinsamer Haushalt erfordert automatisch mehr gemeinsame Aufmerksamkeit. Nebenbeschäftigungen werden daher immer mehr ausgedünnt.

Geselligkeit ist nicht bloss durch alkoholische Eskapaden exponiert. Geselligkeit ist auch, wenn man bloss zusammen ist – ohne dass man verbal kommuniziert. Ich verspüre kein Bedürfnis, immer zu reden, damit geredet ist. Denn eine gewisse Tiefe beschweigt man lieber. Aufgeregtes Palavern stattdessen kann die Tiefe stören, ja bishin verunmöglichen.

Trotz meiner Verfehlungen sind wohl manche Menschen mir weiterhin wohlgesonnen. Ich habe nicht alle enttäuscht und verletzt oder brüskiert. Manche erlitten keinen Nachteil, bloss weil sie mich kennen. Das motiviert. Daher habe ich entschlossen, zukünftig mehr Geselligkeit anzustreben. Ich will nicht über Probleme oder Gefühle langweilen, ich will bloss irgendwie sein.

Einfach sein, ohne mich zu behaupten, ohne mich zu rechtfertigen – aber auch ohne in Alkohol mich zu flüchten. Mich zurückziehen und Geselligkeit, Aufmerksamkeit teilen.

Gastautoren willkommen

Ich habe diesen Blog umgestaltet. Neu ist er als Mehrautoren-Blog konzipiert. Ich will damit eine Art Selbsthilfegruppe gründen.

Wer immer sich interessiert, anderen seine Erfahrungen mitzuteilen, kann sich registrieren. Ich werde dann die Berechtigung freischalten. Folgende Fragen sind jeweils zu stellen:

Wie werde ich glücklich?

Wie bewältige ich die Gegenwart

Wie kann ich eine bürgerliche Existenz regulieren und/oder begründen?

Zusätzlich kann und soll auch das Tagesgeschehen sinnig kommentiert werden.

Bewegung macht frei

Nicht bloss Arbeit befreit, sondern auch Bewegung. Als ich meinem Stiefvater offenbarte, ich blockiere (wieder einmal) mein Leben, war er nicht erstaunt. Er attestierte mir zuwenig Bewegung. Und zuwenig Bewegung erwirke zuwenig Ausgeglichenheit. Und wer nicht ausgeglichen sei, so mein Stiefvater am Familientisch, werde niemals zufrieden und glücklich sein.

Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Vor knapp sechs Jahren startete mein abermaliges Experiment. Ich wollte herausfinden, wie lange man einen verschwenderischen, unachtsamen und verantwortungslosen Lebensstil kultivieren könne, ohne dabei entweder sich selber oder andere umbringen zu müssen. Dass keine Bewegung eingeplant war – rauchen, saufen und bumsen mal ausgenommen – versteht ja wohl jeder.

In der Retrospektive kann ich zwar anerkennen, dass mein Körper anscheinend für einen solchen Lebensstil konzipiert ist – aber dass ich damit kein anständiges und bürgerliches Leben regulieren kann. Denn wer verantwortungslos ist, verhält sich so auch gegenüber seinen Mitmenschen – manchmal selbst zu den Liebsten. Wer mit 200km/h auf eine Wand zurast, dabei noch triumphierend beschleunigt, muss sich nicht verwundern, wenn er schliesslich irgendwann verunfallt.

Während meiner Raserei witzelte ich über jene Angepassten, die zum “Ausgleich” sportlich sich betätigen mussten. Ich schwor, niemals so zu enden. Lieber wollte ich sterben. Mittlerweile habe ich den Mehrwert des Ausgleichs respektiert. Bewegung befreit. Ich gewinne tatsächlich Freude. Gewiss beschleicht einen das Gefühl, sich selber zu täuschen und zu manipulieren – aber das tut man ohnehin. Ich kann alle diese Aussagen nun nachempfinden, wenn Manager gestehen, ohne Sport würden sie “explodieren” oder dergleichen.

Ohne Rauchen, Saufen und Bumsen würde ich denn auch explodieren. Tabak, Alkohol und Sex sind genausogut ein Surrogat wie Joggen, Radfahren oder wie man das immer heisst. Sie ersetzen etwas – nämlich den Lebenssinn. Man kann zwar das eigene Leben mit Bedeutung aufladen, doch jeder einzelne Alltag zehrt an diesem raren Guthaben. Jeder Tag im Gleichschritt frisst Sinn und Zweck. Man leert sich kontinuierlich – bis man sich auflöst und komplett in der Monotonie aufhebt.

Ich kann mich selber nicht retten – stattdessen wähle ich meine Ersatzstoffe bewusster. Dieser Blog und die Bewegung sollen mich ausgleichen, das Rauchen werde ich mir nicht abgewöhnen. Alkohol und Sex werde ich disziplinieren.

Wer seid ihr? – Ich will es wissen

Ich publiziere hier nun in lockerer Periodizität über meinen Konflikt. Ihr seid vermutlich ein auserwähltes Publikum. Damit ich mehr über euch wissen kann, wird dieser Blog komplett überwacht.

Gewisse Länder erfordern, dass man diese komplette Überwachung offenlegt. Ich will das hiermit tun. Ich setze Google Analytics ein, um euer Verhalten zu messen und auch langfristig zu protokollieren.

Dies zu euer Information.

Ich überwache mich selber

Ich diszipliniere mich nicht bloss mental, sondern auch körperlich. Seit einigen Wochen trage ich einen sogenannten activity tracker an meinem rechten Armgelenk. Das Werkzeug zählt meine Schritte und prognostiziert daraufhin meinen Kalorierenverbrauch. Ebenso überwacht es meinen Schlaf.

Fitbit-Schlaf

Diese Statistik belegt, wann ich einschlafe und wann ich aufstehe und wann ich mich während der eigentlichen Schlafenszeit unruhig verhalte. Deutlich erkennt man auch den Wechsel zwischen dem Ferienende und dem Arbeitsbeginn. Die Schlafenszeit wurde kürzer und ist vorgeschobener.

Ein solches Werkzeug fasziniert, weil es die Körper kontrolliert – wie wir ihn sonst nicht kontrollieren könnten. Ich verwette einen Monatslohn, dass in frühestens fünf und spätestens in zehn Jahren die Krankenkassen einen (freiwilligen Zusatz-) Service offerieren, dass, wer mit einem solchen Werkzeug Aktivität beweist, 10% seiner Prämien einsparen darf.

Das Panoptikum ist teils bereits in Facebook verwirklicht. Nun greift es nach dem Körper. Gewiss ist es allen unbedenklich, getätigte Schritte zu überwachen. Doch irgendwann werden aus Schritte Denkmuster, aus Kalorien Nahrungsmittel – und spätestens dann muss uns das Thema wieder beschäftigt.

Bis es soweit ist, konsultiere ich mehrmals täglich noch meine Statistiken.

Anschlag auf ein Satiremagazin – Darf mich das nicht nicht interessieren?

Wenn selbst unsere schräge Bundespräsidentin während der prime time ihr “Mitleid” kundgibt, dann muss wohl etwas vorgefallen sein, das alle irritierte. Wieder einmal hat der Terrorismus ein Zeichen gesetzt. Und wieder einmal positionieren sich alle erwartungsgemäss.

Das Gros der Bevölkerung bedauert einen Angriff auf “unsere Werte”, “unsere Prinzipien” und so weiter. Gleichzeitig versucht man die guten von den bösen Muslimen zu kontrastieren. Das kann und darf man gewiss tun. Viele wähnen sich nun auch “in Gedanken bei den Angehörigen” – was immer rührt.

Andere wiederum fühlen sich bestätigt. Sie hätten “schon immer davor gewarnt”. Dem Islam sei schliesslich eine destruktive Kraft inne, die sich nun entzündete. Es sei schon längst “überfällig” gewesen, wir müssen nun für unsere Unentschlossenheit gegenüber dem Islam “bezahlen”.

Alle also poltern ihre Standpunkte. Und was meine ich? Ich bin erwartungsgemäss nicht irritiert, dass so etwas geschehen konnte. Auch bewerte ich ein solches Ereignis nicht als Angriff gegen unsere Werten und Prinzipien. Ich ordne dieses Ereignis dem allgemeinen Spektakel zu. Es kann sich durchaus wiederholen, dass fanatische Kräfte sich exponieren. Das verwundert mich nicht. Und das gefährdet uns und vor allem mich nicht.

Wie so oft wird die Welt weiterdrehen, die Wirtschaft wird weiterbrummen. Die Toten kann man als Begleitschaden abbuchen. In einer Woche spätestens sind sie vergessen. Was uns dann spätestens wieder beschäftigt, sind Teuerung, Steuerbelastung und das flüchtige persönliche Glück.

Und deswegen investiere ich auch keine Aufmerksamkeit in dieses Thema – diesen Beitrag hier mal ausgenommen. Ich mag nicht beobachten, analysieren oder beurteilen. Ich nehme einfach hin.

Wieso bin ich hier? – Noch keine Antwort!

Wer ich bin – das vermag ich nicht zu beantworten. Ich überspringe diese Frage. Ich könnte stundenlang monologisieren, was ich bin und wieso ich das bin. Doch wer ich bin – das könnte ich nicht beantworten. Und das will ich auch nicht.

Stattdessen will ich heute herausfinden, wieso ich hier bin. Mit hier und jetzt meine ich nicht diesen Blog, nicht mein gegenwärtiges Heim oder auch nicht meine aktuelle berufliche Situation. Ich meine diese Frage so wie sie ist – nämlich philosophisch.

Wieso bin ich hier? Ich beschönige gerne, um das Bruttosozialprodukt zu steigern. Ich produziere und konsumiere gleichermassen. Ich bin mittendrin. Aber diese Antwort wird wohl niemanden befriedigen. Ich erdulde, dass man auch die Frage, wieso man hier sei, nicht widerspruchslos klären kann.

Religionen versprechen Antwort, wieso man hier sei. Hier sind die Religionen sehr stiftend und zuweilen erfinderisch. Unsere weltliche Gegenwart verheisst ebenfalls Rat. Man sei hier, um das persönliche Glück zu erfahren. Leider kann man Glück nicht einheitlich messen. Und so fällt jeder auf sich selber zurück, dies für sich selber zu klären.

Ich habe einige Konzepte beobachtet, die Glück verheissen. Erlangt man Glück, indem man Wohlstand mehrt? Erlangt man Glück, indem man Kollegen häuft? Erlangt man Glück, indem man Hobbys übt? Erlangt man Glück, indem man eine Familie gründet? – Das sind Konzepte, die Glück verheissen. Sie alle beglücken wohl einige, aber niemals alle und jeden.

Mich nicht. Die klassischen Konzepte passen nicht zu mir. Ich kann mich darin nicht einordnen. Nicht mal das Konzept der reinen Wohlstandsvermehrung kann ich bedingungslos umsetzen. Auch will ich nicht die Klassiker elektisch kombinieren. Das wäre nicht gerade schöpferisch.

Vielmehr bin ich besessen vom Zwang, etwas Besonderes zu leisten. Ich will mich nicht mit der Mittelmässigkeit begnügen. Ich verabschiede alles, was medioker sich tarnt. Und die Klassiker sind halt dem Wortsinn gemäss – klassisch. Ich motiviere mich mit dem Bewusstsein, etwas Besonderes zu senden. Vor Jahren war ich überzeugt, irgendwann ein epochenmachendes Werk publizieren zu können. Mittlerweile bin ich ernüchtert. Dennoch bedrängt mich der Zwang, etwas Besonderes zu leisten.

Dieser Konflikt erschwert schliesslich, das Rätsel, wieso ich denn hier sei, zu entschlüsseln. Ich blockiere mich selber mit dem Anspruch, etwas Ausserordentliches zu erbringen, gleichzeitig verdinge ich mich aber als unscheinbares Berater-Proletariat. Als solches produziere ich zwar, aber nicht das, was ich ersehne. Und derweil verunglücke ich immer mehr in meinem Konflikt.

Eine Losung wäre, meine Ansprüche an mich selber zu reduzieren und mich zu begnügen. Aber alles, was in mir fühlen und denken kann, widerstrebt dem. Ich will mich nicht fügen und einordnen, im Gleichschritt marschieren mit allen diesen Menschen. Ich würde meinen gesamten Lebenslauf belügen und somit meine Zukunft geschichtslos machen.

Wieso ich hier bin? – Das wird mich noch einige Jahren beschäftigen. Provisorisch begnüge ich mich damit, meine berufliche Karriere zu beschleunigen. Ich fokussiere mich auf diese flüchtige Ahnung eines Glücks.